3. Die Versammlung als die Herde Gottes

(Johannes 10,1-16)

1. Die Herde

Die Herde Gottes war für Ihn stets ein Gegenstand von höchstem Interesse, der zärtlichsten Liebe und Fürsorge. Schon Israel, der Herde Gottes zur Zeit des Alten Testaments, widmete Gott seine Kräfte mit aufopfernder Hingabe und ausdauernder Geduld. Und obwohl Israel heute die Folgen davon, dass es seinen Messias verworfen und gekreuzigt hat, noch tragen muss, wird es trotz allem wiederhergestellt werden und die Erfüllung der ihm gegebenen Verheissungen erfahren.

In Johannes 10,1 ist von einem Schafhof die Rede. Das jüdische religiöse System, wie es unter Mose zustande gekommen war, glich einem solchen Schafhof. Die Juden waren darin eingeschlossen. Sie standen unter dem Joch des mosaischen Gesetzes und erwarteten, getrennt von den Nationen, den Messias.

2. Der wahre Hirte und falsche Hirten

Als der Messias als der wahre Hirte Israels erschien, trat Er durch die Tür in den Hof ein. Die Tür verkörpert den rechtmässigen Weg, auf dem Er zu seinem irdischen Volk gekommen war; das heisst, Er kam völlig in Übereinstimmung mit den auf den kommenden Messias hinweisenden alttestamentlichen Verheissungen. Johannes der Täufer war der Türhüter, der Ihm den Weg zu seinem Volk bereitete.

Was tut der Hirte im Hof der Schafe? Wir hätten vielleicht gedacht, er käme, um den jüdischen Schafhof umzugestalten und zu verbessern. Nein, Er ruft seine eigenen Schafe heraus. Das Judentum ist nicht mehr der Ort, wo die wahren jüdischen Schafe bleiben können. Bereits im 8. Kapitel des Johannes-Evangeliums sehen wir, wie die religiösen Führer das Wort des Herrn ablehnen, und in Kapitel 9 wollen sie sein Werk (die Heilung des Blindgeborenen) nicht anerkennen. Jetzt hat Er nichts mehr mit ihnen zu tun. Er ruft seine eigenen Schafe mit Namen, führt sie hinaus und geht vor ihnen her.

Aber könnten sich die Schafe nicht täuschen und einem Fremden folgen, der sie verführen will? O nein! Sie haben ein untrügliches Mittel, um den zu erkennen, dem sie angehören: seine bekannte Stimme. Des Hirten Stimme kennen sie gut, und das genügt ihnen. Es ist nicht nötig, die Stimme des Fremden zu kennen. Der Apostel Paulus sagt, dass wir «weise zum Guten, aber einfältig zum Bösen» sein sollen (Römer 16,19).

3. Die Tür

In Johannes 10,7.9 nennt sich der Herr selbst «die Tür». Er ist dies in zweierlei Hinsicht. In den Versen 3 und 4 werden die wahren jüdischen Schafe durch Ihn aus dem Hof (dem jüdischen System) herausgeführt; in Vers 9 ist Er die Tür, durch die man eingehen muss, um gerettet zu werden. Wer durch diese Tür geht, tritt in einen völlig neuen Zustand der Dinge, ins Christentum ein. Christus selbst ist diese Pforte. «Durch ihn haben wir beide (Juden und Nationen), den Zugang durch einen Geist zu dem Vater» (Epheser 2,18). Wer im persönlichen Glauben zum Herrn Jesus kommt, findet bei Ihm nicht nur das ewige Heil, sondern auch wahre christliche Freiheit (ein- und ausgehen), die das Gesetz nicht geben konnte (Galater 5,1.13), und «gute Weide». Der wahre Hirte führt seine eigenen Schafe zu einem Überfluss geistlicher Nahrung. Im Gegensatz dazu ist der jüdische Schafhof nur ein Gefängnis, das die Schafe wohl vor den wilden Tieren schützt. Aber es gibt darin weder Weide noch Freiheit.

4. Diebe, Räuber und Mietlinge

In den Versen 10 und 11 wird uns der Gegensatz zwischen dem Dieb und dem guten Hirten vor Augen geführt. Diebe und Räuber sind Menschen, die sich selbst suchen und Zerstörung und Tod bringen. Der gute Hirte bringt Leben. Der Herr Jesus ist als das «ewige Leben» vom Himmel gekommen, «damit wir durch ihn leben möchten» (1. Johannes 4,9). Aber vergessen wir nicht, dass der Herr Jesus, um uns Leben schenken zu können, sein Leben geben musste! «Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe» (Vers 11).

Mietlinge (Verse 12 und 13) sind wohl für die Herde verantwortlich, werden aber für diese Aufgabe bezahlt. Bei drohender Gefahr sind sie jedoch für ihre eigene Sicherheit besorgt und verlassen die Herde. Der gute Hirte dagegen stellt sich schützend vor seine Herde und lässt lieber sein Leben, als dass Er eines seiner Schafe verliert.

Der gute Hirte kennt seine Schafe und sie kennen Ihn (Vers 14), was damit verglichen werden kann, wie der Vater Ihn kennt und Er den Vater kennt. Und indem wir den guten Hirten, den Herrn Jesus kennen, kommen wir auch zur Erkenntnis des Vaters.

5. Andere Schafe

Nachdem Jesus in Vers 15 noch einmal von seinem Tod gesprochen hat, kommt Er auf Schafe zu sprechen, die nicht aus dem jüdischen Schafhof stammen. Sein Tod am Kreuz öffnete auch den Nationen die Tür zum Heil (Lukas 24,46.47). Alle Gläubigen – seien sie aus den Juden oder aus den Nationen – werden nun zusammengeführt, um fortan die eine Herde zu bilden, nämlich die Versammlung Gottes (vgl. Epheser 2,13-17; Apostelgeschichte 20,28).

6. Die Apostel

Nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren war und zur Rechten Gottes den Ehrenplatz eingenommen hatte, hat Er der Versammlung Gaben gegeben (Epheser 4,8) und ihr treue Apostel zur Seite gestellt, die ihr im Geist der Liebe und Hingabe in seinem Auftrag als Hirten gedient haben. In zärtlicher Fürsorge wirkten sie im Interesse der Herde Gottes. «Deshalb will ich Sorge tragen», schreibt der Apostel Petrus, «euch immer an diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie wisst und in der gegenwärtigen Wahrheit befestigt seid. Ich halte es aber für recht, solange ich in dieser Hütte bin, euch durch Erinnerung aufzuwecken, da ich weiss, dass das Ablegen meiner Hütte bald geschieht, wie auch unser Herr Jesus Christus mir kundgetan hat. Ich will mich aber befleissigen, dass ihr auch zu jeder Zeit nach meinem Abschied imstande seid, euch diese Dinge ins Gedächtnis zu rufen» (2. Petrus 1,12-15). Mit ganzem Herzen war er dem Auftrag gefolgt, den ihm sein geliebter Herr anvertraut hatte: «Weide meine Lämmer! – Hüte meine Schafe!» (Johannes 21,15-17).

7. Älteste

Als die Apostel ihren Lauf vollendet hatten, legten sie die Herde Gottes den Ältesten der örtlichen Versammlungen oder Gemeinden zur weiteren Betreuung ans Herz. «Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen. Ich weiss, dass nach meinem Abschied reissende Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Darum wacht und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden mit Tränen zu ermahnen» (Apostelgeschichte 20,28-31). Mit diesen ernsten und ergreifenden Worten ermahnte der Apostel Paulus die Ältesten von Ephesus, kurz bevor er in Jerusalem festgenommen und in Fesseln gelegt wurde.

Petrus rief den Gläubigen, an die er schrieb, zu: «Die Ältesten nun unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden des Christus und auch Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinnes willen, sondern bereitwillig, und nicht als solche, die da herrschen über ihre Besitztümer, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid. Und wenn der Erzhirte offenbar geworden ist, so werdet ihr die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen» (1. Petrus 5,1-4).

8. Und heute?

Wir leben heute im nachapostolischen Zeitalter. Wir haben keine gewählten Ältesten mehr, denn diese wurden stets von einem Apostel eingesetzt oder von jemand, der von einem Apostel dazu bevollmächtigt war. Doch, und dafür sei Gott gepriesen, es gibt auch in unseren Tagen treue Brüder, die die Eigenschaften aufweisen, die einen Ältesten oder Aufseher kennzeichnen sollen, und denen es vom Herrn aufs Herz gelegt ist, für die Herde Gottes zu sorgen. Auch wenn sie nicht formell die Stellung eines Ältesten einnehmen, üben sie, getrieben von Liebe zum Herrn und den Seinen, geleitet vom Heiligen Geist, diesen so nötigen Aufseherdienst aus. Wollen wir dafür dem Herrn dankbar sein und diesen Brüdern die notwendige Achtung entgegenbringen und sie in ihrer gesegneten Tätigkeit unterstützen, vor allem aber in der Fürbitte an sie denken.

Doch der Herr bedient sich, um die Herde Gottes zu betreuen, nicht nur dieser einzelnen Männer, die die Eigenschaften von Ältesten aufweisen. Wir haben bereits auf Epheser 4,8 hingewiesen. Dort sehen wir, dass der Herr, nachdem Er in den Himmel aufgefahren war, der Versammlung oder Gemeinde Gaben gegeben hat, «zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus» (Vers 12). Unter diesen Gaben finden wir unter anderem «Hirten und Lehrer» (Vers 11). Während der Dienst eines Ältesten auf seine zuständige örtliche Versammlung beschränkt ist, ist die Ausübung einer «Gabe» überregional. Wenn also ein Bruder ein Evangelist, ein Hirte oder ein Lehrer ist, kann er seine Gabe nicht nur in der örtlichen Versammlung ausüben, sondern überall, wo der Herr ihn hinführt.

1. Als der Herr Jesus als der Messias Israels erschienen war, trat er durch die «Tür» in den Hof der Schafe ein. Was haben wir unter dem Hof der Schafe zu verstehen?

2. Was hat die «Tür» in Johannes 10,2, durch die der Messias in den Schafhof eingetreten war, für eine Bedeutung?

3. Warum führt der Herr Jesus als der wahre Hirte Israels seine eigenen Schafe aus dem Hof heraus? Warum können sie dort nicht mehr bleiben?

4. Woran erkennen die Schafe ihren Hirten?

5. Ist es notwendig, dass wir alle «fremden Stimmen» kennen, um z.B. falsche Lehren abwehren zu können?

6. In Johannes 10,9 wird uns der Herr Jesus noch einmal als die «Tür» vorgestellt. Was findet der, der durch Ihn eingeht? Beschreiben Sie bitte kurz die verschiedenen Vorrechte und Segnungen derer, die den Herrn Jesus Christus als ihren persönlichen Heiland annehmen.

7. Was sind die Merkmale der «Diebe» und «Räuber»?

8. Was ist unter «Mietlingen» zu verstehen?

9. «Diebe» und «Räuber» sind Menschen, die Zerstörung und Tod bringen. «Mietlinge» sind bei drohender Gefahr für ihre eigene Sicherheit besorgt. Wozu war, ganz im Gegensatz dazu, der Herr Jesus als der «Gute Hirte» bereit?

10. In Johannes 10,16 ist die Rede von «anderen Schafen», die nicht aus dem jüdischen Schafhof stammen. Wer ist damit gemeint?

11. Was bilden diese «anderen Schafe» zusammen mit den erstgenannten Schafen, die der Messias aus dem Hof herausgeführt hat?

12. Wen hat der Herr Jesus, nachdem Er in den Himmel aufgefahren war, benützt, um unter den Seinen den Hirtendienst auszuüben?

13. Wer hat nach dem Abscheiden der Apostel vor allem die Herde Gottes betreut?

14. Wen benützt der Herr heute, um seine Schafe zu hüten?

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