Einführung

In diesem Bibelkurs werden wir anhand von 1. Mose 1 lernen, was die Bibel über die Entstehung des Uni­ver­sums lehrt. Da in unserer Kultur der Bibel in dieser Frage keine Autorität mehr eingeräumt wird, sollten wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass «Gott die Welt gemacht hat und alles, was darin ist» (Apg 17,24). Da es aber ein kontroverses Thema ist – leider auch unter Christen – möchten wir einige Vorbemerkungen machen.

Als gläubige Christen wissen wir, dass Gott sich auf verschiedene Weise offenbart hat. So hat er sich einerseits durch das «geschriebene Wort» (2. Tim 3,16; vgl. Bibelkurs «Die Bibel») und andererseits auch durch die Schöp­fung (Röm1,20; Ps 19,2) offenbart. Beide «Bücher» – sowohl das «Buch der Bücher» als auch das «Buch der Schöpfung» – sprechen über die Wirklichkeit, d.h. sie offenbaren die Wahrheit. Die beiden Offenbarungen stehen nicht im Gegensatz zueinander und widersprechen sich auch nicht. Gott ist ja der Ursprung von beiden! Dabei gilt es zu beachten, dass die Bibel natürlich keine wissenschaftliche Sprache benutzt. Dennoch sind ihre Aussagen auch dann absolut zuverlässig, wenn sie von der Natur handeln.

In der Geschichte der christlichen Kirche ist es trotzdem immer wieder zu Konflikten zwischen beiden Bereichen gekommen. Als Folge davon fing man entweder an, die Aussagen der Bibel dem aktuellen Stand der Natur­wissen­schaften anzupassen, oder man ignorierte die Erkenntnisse der Naturwissenschaften und übersah dabei, dass Gott den Menschen den Auftrag gegeben hat, die Schöpfung zu erforschen (Ps 111,2). Beide Fehler sollten wir vermeiden.

Im Wesentlichen gibt es heute unter gläubigen Christen vier verschiedene Ansichten, wie die beiden Bereiche einander entsprechen:

  1. Die Erde ist lediglich einige tausend Jahre alt. Hier werden die Schöpfungstage in 1. Mose 1 als buchstäbliche 24-Stunden-Tage interpretiert. Diese Auffassung steht im starken Gegensatz zu den Aussagen der nicht-christlichen Wissenschaft. Bekannte Vertreter dieser Auffassung sind die «Studiengemeinschaft Wort und Wissen» und das «Institute for Creation Research».
  2. Die Erde ist schon sehr alt. Hier werden die Schöpfungstage in 1. Mose 1 entweder als Zeitspannen interpretiert oder als Tage, zwischen denen unbestimmte Zeitspannen liegen. Diese Auffassung wird zum Beispiel von den christlichen Naturwissenschaftlern John Lennox und Hugh Ross vertreten. Sie stützen sich auf neuere Erkenntnisse aus der Geologie und Astronomie.
  3. Auch die dritte Ansicht geht, ähnlich wie die zweite, von einer alten Erde aus, nur wird hier zwischen einer «ersten Schöpfung» und einer «erneuten Schöpfung» unterschieden. Es wird angenommen, dass zwischen 1. Mose 1 Vers 1 und Vers 2 eine längere Zeitspanne vergangen ist. Diese Auffassung wurde insbesondere von Bibellehren und Theologen im 19. / 20. Jahrhundert vertreten.
  4. Gott hat bei der Schöpfung die Mechanismen der Evolution verwendet. Diese Auffassung wird «theistische Evolution» genannt. Prominentester Vertreter ist der Christ und renommierte Genetiker Francis Collins.

Aufgrund der verschiedenen Ansichten möchten wir drei Punkte betonen, die die Bibel unserer Auffassung nach unmissverständlich lehrt und an denen wir als Christen festhalten müssen[1], auch wenn wir in Detail­fragen unterschiedlich denken:

  1. Gott hat die Welt durch sein Wort geschaffen. An drei einschneidenden Stellen in 1. Mose 1 wird in Bezug auf das Schöpfungshandeln Gottes gesagt, dass «Gott schuf»:
    1. Vers    1: die materielle Welt
    2. Vers  21: bewusste/beseelte Lebewesen
    3. Vers  26: den Menschen
      Das beschreibt ein direktes Eingreifen Gottes in die Abläufe der Natur und widerspricht einer evo­lutio­nä­ren Entwicklung des Lebens von niedrigen Formen bis hin zum Menschen (Makro­evolution), wie es auch von Anhängern der theistischen Evolution vertreten wird.
  1. Adam und Eva sind historische Personen, wobei Eva aus Adam gemacht wurde. Dies wird auch durch Paulus im Neuen Testament bestätigt (1. Kor 11,12; 1. Tim 2,13). Alle Menschen stammen von einem Menschen ab (Apg 17,26). Auch diese biblische Position steht im Gegensatz zu der Ansicht, dass der Mensch evolutionär aus einer Gruppe von Primaten hervorgegangen ist.
  2. Gott hat die Welt «aus dem Nichts» heraus erschaffen, wobei Gott nicht Teil seiner Schöpfung ist, sondern ausserhalb von ihr ewig existiert. Diese Tatsache ist wichtig zu betonen, weil die Bibel sich darin von allen östlichen Religionen und Glaubensauffassungen unterscheidet.

Bei vielen anderen Fragen[2] sollten wir zurückhaltend sein, da jede menschliche Erkenntnis stückweise bleiben wird. Aus diesem Grund beschäftigt sich dieser Kurs mit der Auslegung des Bibeltextes und geht nicht auf naturwissenschaftliche Fragestellungen ein. Dazu sei auf die oben angeführten Links verwiesen. Unser Wunsch ist es, dass durch diesen Bibelkurs das Bewusstsein für die Grösse und Herrlichkeit unseres Gottes und Schöpfers neu lebendig wird.

Abschliessend möchten wir noch einen Bibelausleger[3] zitieren, der die Kernpunkte des Schöpfungsberichts aus 1. Mose 1 so zusammenfasst:

  • Aus dem Nichts. Das bedeutet, dass Gott – und nur Gott – allgenügsam ist: Die geschaffene Welt ist abhängig von ihm, aber er ist nicht abhängig von ihr. Als er die Welt machte, machte er etwas, was sich vom ihm unterscheidet und was geringer ist als er.
  • Durch das Wort seiner Macht. Das bedeutet, dass Gott, wenn etwas in einer gewissen Art und Weise sein sollte, nur ein Wort gesprochen hat und es dann genau so war.
  • In der Dauer von sechs Tagen. Das bedeutet, dass er die Arbeit der Gestaltung einer Welt für uns Menschen über eine Zeitspanne ausgedehnt hat. […]
  • Alles war sehr gut. So war die Schöpfung am Anfang. […] Sünde und Fehlfunktionen sind fremde Eindringlinge in Gottes gute Schöpfung.
  • Sie trägt Gottes Abdruck. Die ganze Schöpfung zeigt jedem von uns etwas davon, wie Gott ist; sie hilft uns, ihn zu erkennen und anzubeten.

Mit anderen Worten, es ist Gottes Welt vom Anfang bis zum Ende.

«Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott … denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden» (Off 4,11).

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[1] Vgl. u.a. F.A. Schaeffer: No final conflict, (The freedom and limitation in cosmogony as set by the bible)

[2] Beispielsweise die Dauer des Schöpfungshandelns Gottes, wie es in 1. Mose 1 beschreiben wird; das Alter der Erde; wann der Fall Satans stattfand u.v.a.m.

[3] C.J. Collins, Science & Faith, S. 73

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