4. Frei vom Gesetz (1) (Kapitel 7,1-6)

1 Oder wisst ihr nicht, Brüder (denn ich rede zu denen, die das Gesetz kennen), dass das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt?

In Vers 1 spricht Paulus Leute an, die [das] Gesetz kennen: Gesetzgelehrte, Juristen, also Leute, die wissen, wie man Gesetze anwendet. Solchen ist klar, dass Gesetze für Tote nicht gelten. Wenn ein Angeklagter stirbt, bevor der Richter ein Urteil gefällt hat, wird das Verfahren eingestellt. Aber für die Lebenden gilt, dass sie sich der Autorität eines Gesetzes unterziehen müssen.

2 Denn die verheiratete Frau ist durch Gesetz an den Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie losgemacht von dem Gesetz des Mannes. 3 Also wird sie denn, während der Mann lebt, eine Ehebrecherin genannt, wenn sie eines anderen Mannes wird; wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie frei von dem Gesetz, so dass sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie eines anderen Mannes wird.

Um das zu illustrieren, führt der Apostel in den Versen 2 und 3 das Ehegesetz an. So wie der Tod das Band der Ehe zerreisst, hat der Tod beim gläubig Gewordenen die Beziehung zum Gesetz beendet. Wessen Tod? Der Tod, den Christus an seiner Statt am Kreuz erlitten hat.

4 Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, damit wir Gott Frucht brächten.

Der Gläubige ist nicht mehr mit dem Gesetz, sondern mit dem Herrn Jesus verbunden, und zwar auf der Grundlage der Auferstehung. Die Gnade Gottes hat ihn aus dem alten Verhältnis herausgenommen und in eine ganz neue Beziehung gebracht, die auf den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus Christus gegründet ist. Nun kann er Gott Frucht bringen kann, was vorher ausgeschlossen war.

Beachten wir aber, dass der Apostel bei der Anwendung das in den Versen 2 und 3 benützte Bild umkehrt. Nicht der «alte Ehemann», das Gesetz, ist gestorben, sondern wir, die Gläubigen, als mit Christus Gekreuzigte. Der alte Mensch, der «Mensch im Fleisch», an den sich das Gesetz vom Sinai richtet, ist tot. Damit hat der Gläubige keine Verpflichtung mehr dem Gesetz gegenüber. Er ist «eines anderen» geworden, «des aus den Toten Auferweckten.» Er gehört nun Ihm allein an!

Auf dieser neuen Grundlage kann der Gläubige in der Kraft des Heiligen Geistes fruchtbringend im Dienst für Gott arbeiten. Das Gesetz hat für ihn ausgedient. An die Stelle eines Lebens unter der Knechtschaft des Gesetzes tritt ein Wandel unter der Leitung und in der Kraft des Heiligen Geistes. Dieses Leben ist aber ebenfalls gekennzeichnet durch Unterordnung unter Gottes Wort.

Denken wir daran: Nur in Verbindung mit Christus kann ein Christ Frucht für Gott bringen. Jesus hat seinen Jüngern in Johannes 15,5 diesen wichtigen Grundsatz im Bild vom Weinstock und den Reben erklärt: «Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn ausser mir könnt ihr nichts tun.»

In Johannes 15 ermahnt der Herr seine Jünger mehrmals «bleibt in mir.» Das geht weiter als einfach «gläubig sein.» Leider kann nicht von allen Gläubigen gesagt werden, dass sie «in ihm bleiben.» Um in Ihm zu bleiben, müssen wir uns mit dem Herrn Jesus beschäftigen. Wenn wir Gottes Wort lesen und das Gebet nicht vernachlässigen, dann bleiben wir in Ihm. Das führt uns dazu, nach seinem Willen zu fragen und das zu tun, was Ihm wohlgefällig ist; und Ihn anschauend, werden wir Ihm immer ähnlicher (2. Korinther 3,18). Das ist der Weg, der dazu führt, viel Frucht für Gott zu bringen. Getrennt von Ihm können wir gar nichts tun, was der Vater im Himmel als Frucht bewerten könnte.

In Römer 7 finden wir wiederholt das Wort «Gesetz». Damit ist jedoch nicht immer das mosaische Gesetz gemeint. Folgende Übersicht soll das deutlich machen:
Vers 1: Hier bedeutet es feststehende Regel, Grundsatz oder Norm.
Vers 2: Hier ist das Ehegesetz gemeint.
Vers 3: «frei vom Gesetz»: Dies bezieht sich auf das mosaische Gesetz. So auch die Verse 5, 6, 7, 12 usw.
Vers 21: «finde ich das Gesetz für mich»: Hier ist, wie in Vers 1, Gesetzmässigkeit, Norm gemeint.
In Vers 23 wird sogar von drei solchen Regeln oder Gesetzmässigkeiten gesprochen.

5 Denn als wir im Fleisch waren, wirkten die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, in unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen.

Das Wort «Fleisch» bezeichnet hier das Wesen und die Stellung des natürlichen, unbekehrten Menschen vor Gott. Der «Mensch im Fleisch» steht auf der Grundlage des «ersten Adam» vor Gott und ist Ihm, seinem Schöpfer, verantwortlich. Es handelt sich dabei nicht in erster Linie um die Schuld, die sich der Mensch durch seine Sünden vor Gott aufgehäuft hat – diese Frage wird anderweitig behandelt – sondern um den sündigen Zustand, in dem sich jeder Mensch ausnahmslos befindet. Es ist das Joch der Sünde, unter dem wir alle von Natur stehen. Die Sünde ist im Gläubigen noch vorhanden, wie uns der Apostel Johannes deutlich belehrt: «Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns» (1. Johannes 1,8). Aber der Wiedergeborene steht nicht mehr unter ihrer Herrschaft.

Das Gesetz verbietet zwar die Sünde und zeigt uns, was Gott als böse beurteilt. Aber es gibt keine Kraft, das Böse zu lassen und das Gute zu tun. Im Gegenteil. Vers 5 zeigt uns, dass das Gesetz die Sünde veranlasst zu wirken. Doch übersehen wir nicht: Die Quelle der «Leidenschaften der Sünden» ist nicht etwa das Gesetz, was man sich, wenn man diese Schriftstelle nur oberflächlich liest, vielleicht dabei denken könnte. Die Quelle liegt in uns, aber das Gesetz wirkt auf sie ein und aktiviert sie. Wenn zum Beispiel ein Lehrer seinen Schülern verbietet, Wände zu besprayen, so werden viele, die früher nie an so etwas gedacht haben, durch das Verbot provoziert, das Verbotene zu tun. Als Folge reift eine Frucht, die zum Tod führt.

6 Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, in dem wir festgehalten wurden, so dass wir in dem Neuen des Geistes dienen und nicht in dem Alten des Buchstabens.

Nachdem wir durch den Tod, als mit Christus Gestorbene, vom Joch des Gesetzes freigemacht worden sind, sind wir eine «neue Schöpfung» geworden. Das lesen wir in 2. Korinther 5,17: «Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.»

Unser Dienst besteht nicht mehr in der buchstäblichen Erfüllung gesetzlicher Forderungen in eigener Kraft, wie der «Mensch im Fleisch» es immer wieder vergeblich versucht, sondern darin, dass wir Christus nachfolgen in der Kraft des Heiligen Geistes, indem wir «in Ihm bleiben», wie wir in Johannes 15 gelesen haben.

Petrus belehrt uns, dass die Glaubenden «Teilhaber der göttlichen Natur sind» (2. Petrus 1,4). Das macht es uns möglich, durch den Geist geleitet und gestärkt, so zu leben, wie es Gott wohlgefällig ist.

Beachten Sie die Beilage «Welche Bedeutung hat das Gesetz für Christen?»

1. In Vers 1 spricht der Apostel Paulus Leute an, die das Gesetz kennen. Meint er mit dem Wort «Gesetz» ein bestimmtes Gesetz, z.B. das Gesetz vom Sinai?

2. Was für Personen spricht er an?

3. Wie lange kann eine Vorschrift des mosaischen Gesetzes (oder allgemein gesagt, eines Strafgesetzes) über einen Menschen bestimmen?

4. Was für ein Beispiel benutzt Paulus, um das zu illustrieren?

5. Wie lange war eine verheiratete Frau nach diesem Gesetz an den Mann gebunden?

6. Paulus wendet nach dieser Illustration die Worte von Vers 4 «ihr … seid dem Gesetz getötet worden» auf die Beziehung des Gläubigen zum mosaischen Gesetz an. Wer ist getötet worden?

7. Der Gläubige ist «durch den Leib des Christus dem Gesetz getötet worden.» Wann ist der Gläubige denn gestorben? (Galater 2,19 und Römer 6,4 können Ihnen bei der Beantwortung dieser Frage helfen).

8. Glaubende sind nicht mehr dem Gesetz unterworfen. Sie gehören einem anderen. Wem?

9. Was kann der Gläubige nun, was vorher unmöglich war?

10. Was ist, ausser dem neuen Leben, noch nötig, um für Gott Frucht zu bringen?

11. Mit welchen Worten hat der Herr Jesus das in Johannes 15 erklärt?

12. Was für eine Wirkung haben Verbote oft, wenn in einem Menschen die Leidenschaften der Sünde wirken? (Vgl. Sprüche 9,17)

13. Was für eine Frucht bringen die Leidenschaften der Sünde hervor?

14. Das Gesetz vom Sinai (die zehn Gebote) verbot den Israeliten gewisse Sünden. Gab es auch Kraft, die Gebote zu halten?

15. Was gibt dem Gläubigen Kraft zu einem Leben, das Gott gefällt?

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Beilage

Welche Bedeutung hat das Gesetz für Christen?

Paulus zeigt in Römer 4, dass kein Mensch aufgrund von Gesetzeswerken gerechtfertigt werden kann, sondern nur durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus. In Kapitel 6 lernen wir, dass Glaubende gar nicht mehr unter dem Gesetz stehen. Für einen Juden war es unglaublich schwierig, das zu verstehen …

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