2. Gott handelt souverän (2) (Kapitel 9,19-33)

19 Du wirst nun zu mir sagen: Warum tadelt er denn noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden?

Warum tadelt Gott noch? Wenn sich schliesslich alles seinem Willen unterwerfen muss, so kann der Mensch doch nicht verantwortlich gemacht werden! Erinnert das nicht an den Sündenfall? Auch damals versuchte Adam die Verantwortung Gott zuzuschieben (1. Mose 3,12). Aber Gottes Souveränität – und wie wäre Er Gott, wenn Er nicht souverän wäre? – hebt die Verantwortlichkeit des Menschen nicht auf. Nehmen wir als Beispiel das Kreuz. Der bestimmte Ratschluss, dass Jesus Christus leiden sollte, war schon vor Grundlegung der Welt gefasst; Gott hatte Jesus zuvor bestimmt, das Lamm zu werden, das die Sünde der Welt wegnimmt. Aber verminderte das irgendwie die Schuld des Menschen? Nicht im Geringsten! Juden und Heiden fanden sich an jenem Tag zusammen und wurden Freunde in ihrer gemeinsamen Feindschaft gegen Gott und seinen Gesalbten (Lk 23,12). Und obwohl ihr Tun die Prophezeiungen erfüllte und Gott Gelegenheit gab, das Erlösungswerk vollbringen, waren diese Menschen doch der Verwerfung und Ermordung des Sohnes Gottes schuldig (Apg 2,23).

20 Wer bist du denn, o Mensch, der du das Wort nimmst gegen Gott? Wird etwa das Geformte zu dem, der es geformt hat, sagen: Warum hast du mich so gemacht? 21 Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäss zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen?

Ja, wer sind wir kleine Menschen, dass wir uns herausnehmen, Gott zu kritisieren? – Das Beispiel des Töpfers, das der Apostel hier benutzt, verstehen wir sehr gut. Ein Töpfer hat selbstverständlich die Freiheit, ein schönes oder ein hässliches Gefäss herzustellen. Er muss nicht vorher den Ton fragen. So auch Gott nicht. Aber wir lesen gar nichts davon, dass Gott je von seinem Recht Gebrauch gemacht hat, ein Gefäss zur Unehre anzufertigen.

22 Wenn aber Gott, willens seinen Zorn zu erweisen und seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefässe des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben, 23 und damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefässen der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat –

Der Apostel spricht hier von Gefässen des Zorns und von Gefässen der Begnadigung. Beide dienen – jeweils auf ihre Art – zur Verherrlichung Gottes.

Die Gefässe des Zorns sind die gottlosen Menschen. Was sie kennzeichnet, ist Feindschaft und Auflehnung gegen Gott, Sittenlosigkeit und Gewalttat. Gott erträgt sie mit Langmut; er wartet lange, bevor er straft. Dadurch gibt er ihnen Gelegenheit zur Umkehr. Doch der Zeitpunkt wird kommen, an dem Gott seinen Zorn und seine Macht erweisen wird.

Aber – heisst es von den Gefässen des Zorns nicht, dass sie zum Verderben zubereitet sind? Sind sie also doch von Gott für die Hölle vorherbestimmt? Nein, das ist ein Trugschluss. Wir lernen hier, wie genau wir Gottes Wort lesen müssen, sonst laufen wir Gefahr, in eine Stelle etwas hineinzulesen, das sie gar nicht aussagt. Von den Gefässen des Zorns sagt Paulus nur: «zubereitet zum Verderben», von den Gefässen der Begnadigung aber: «die er (Gott) zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat». Die Gefässe des Zorns haben sich selbst durch ihren Unglauben und ihre Auflehnung gegen Gott zum Verderben zubereitet. Die Gefässe der Begnadigung aber hat Gott
zuvor bereitet und zur Herrlichkeit bestimmt. Sie konnten nichts dazu beitragen, alles ist Gottes Werk, ausgeführt «nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben ist» (2. Timotheus 1,9). So kommt denn das Böse von den Menschen und das Gute von Gott.

24 uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen.

Nachdem Israel seinen Messias verworfen hatte, bot Gott seine Gnade allen Völkern an, um aus Juden und Nationen (Heiden) ein Volk für die Herrlichkeit des Himmels zu berufen. Dies geschieht während der Zeit der Gnade. Mit den Zitaten aus dem Propheten Hosea, die Paulus nun anführt, zeigt er, dass die Gnade für die Heiden schon im Alten Testament angekündigt wurde.

25 Wie er auch in Hosea sagt: «Ich werde Nicht-mein-Volk mein Volk nennen und die Nicht-Geliebte Geliebte.»

Das erste Zitat aus Hosea 2,25 bezieht sich auf die Gläubigen des Volkes Israel. Gott hatte seinem Volk wegen dessen Untreue den Namen «Lo-Ammi», d.h. «Nicht-mein-Volk» gegeben, aber auch angekündigt, dass er sie in seiner Gnade wieder als sein Volk annehmen werde.

26 «Und es wird geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden.»

Das zweite Zitat aus Hosea 2,1 wendet Paulus hier auf die Heiden an. Der Titel «Söhne des lebendigen Gottes» ist besonders das Vorrecht der Gläubigen der Gnadenzeit, wie wir in Kapitel 8,14-17 gesehen haben.

27 Jesaja aber ruft über Israel: «Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand des Meeres, nur der Überrest wird errettet werden.» 28 Denn indem er die Sache vollendet und abkürzt, wird der Herr auf der Erde handeln. 29 Und wie Jesaja zuvor gesagt hat: «Wenn nicht der Herr Zebaoth uns Nachkommen übrig gelassen hätte, so wären wir wie Sodom geworden und wären Gomorra gleich geworden.»

Diese Verse reden von einer zukünftigen Zeit. Wenn nach der Entrückung der Erlösten die Gnadenzeit zu Ende gehen wird, wird Gott schreckliche Gerichte über die Erde bringen. Diese Zeit der Drangsal wird für Israel besonders schlimm sein. Aber Gott wird dafür sorgen, dass auch in dieser Epoche Menschen gerettet werden, allerding nur einzelne, nur ein Überrest. Und wenn diese Zeit des Gerichts nicht abgekürzt würde, so würde gar niemand errettet werden (Mt 24,22; Mk 13,20).

30 Was sollen wir nun sagen? Dass die von den Nationen, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, eine Gerechtigkeit aber, die aus Glauben ist; 31 Israel aber, einem Gesetz der Gerechtigkeit nachstrebend, nicht zu diesem Gesetz gelangt ist. 32 Warum? Weil es nicht aus Glauben, sondern als aus Werken geschah.

Diese Verse sind grundsätzlich zu verstehen. Die Nationen haben im Allgemeinen nicht nach Gerechtigkeit gestrebt, sie fragten nicht nach Gott. Das haben wir in Kapitel 1 gesehen. Aber jetzt haben einige an Jesus Christus geglaubt und wurden von Gott angenommen.

Die Israeliten strebten nach einer Gerechtigkeit, die sich auf das Halten des Gesetzes gründet. Doch niemand kann die Forderungen des Gesetzes in vollem Umfang erfüllen. So erlangten sie die Gerechtigkeit nicht. Gott konnte sie nicht annehmen.

Sie haben sich gestossen an dem Stein des Anstosses, 33 wie geschrieben steht: «Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstosses und einen Felsen des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.»

Die Juden verwarfen den Sohn Gottes. Er ist dieser Stein, an dem sie Anstoss genommen haben. Sie haben sich an Ihm geärgert, weil Er Gottes Gnade verkündete. Diese Gnade lehnten sie ab. Genau das hat Jesaja vorausgesagt. Aber wie wunderbar erstrahlt am Ende von Vers 33 Gottes Gnade: «Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden»!

1. Kein Mensch kann dem Willen Gottes widerstehen. Warum hat Gott trotzdem das Recht, die bösen Taten der Menschen zu bestrafen?

2. Hat der Mensch das Recht, Gott zu kritisieren?

3. Wie illustriert Paulus das Recht Gottes, Menschen zum Verderben zu bestimmen?

4. Hat Gott von diesem Recht Gebrauch gemacht?

5. Was meint Paulus mit dem Ausdruck «Gefässe des Zorns»?

6. Wer hat die «Gefässe des Zorns» zum Verderben zubereitet?

7. Wie haben sie das gemacht?

8. Wer sind die «Gefässe der Begnadigung?

9. Warum erträgt Gott die Gottlosen mit Langmut?

10. Im Zeitalter des Gesetzes war Israel das von Gott auserwählte Volk. Ist das in der Zeit der Gnade immer noch so?

11. Die Gläubigen der Gnadenzeit werden berufen aus _________________________

12. Das entspricht dem Befehl des Herrn Jesus an die Jünger Wie lautete er? (Markus 16,15)

13. Welchen Propheten zitiert Paulus, um zu belegen, dass Gott auch nicht-jüdische Menschen retten will?

14. Dann führt Paulus den Propheten Jesaja an. Von welcher zukünftigen Zeit ist da die Rede?

15. Gott wird dafür sorgen, dass in dieser Zeit Menschen aus Israel errettet werden. Werden es viele sein?

16. Was wird Gott tun, damit überhaupt jemand gerettet wird?

17. Was für eine Gerechtigkeit haben die Nationen erlangt?

18. Nach was für einer Gerechtigkeit streben die Juden?

19. Ist es möglich, auf diese Weise vor Gott gerecht zu werden?

20. Warum nicht?

21. Was meint der Prophet Jesaja mit dem Ausdruck «Stein des Anstosses»?

22. Wer sich daran stösst, wird fallen. Was wird denen verheissen, die an Ihn glauben?

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