4. Die Schwachen und die Starken (1) (Kapitel 14,1-12)

Nun belehrt uns der Apostel Paulus, wie wir uns gegenüber den Schwachen im Glauben verhalten sollen. Diese Schwachen sind nicht etwa solche, die Christus weniger lieben oder es mit der Sünde weniger genau nehmen als die Starken. In Rom gab Christen, die noch unter dem Einfluss der von Mose gegebenen Verordnungen standen. Ihre Schwachheit bestand also nicht in Oberflächlichkeit – im Gegenteil, sie waren äusserst gewissenhaft und gerade deshalb so ängstlich. Auch heute gibt es Gläubige, die durch Erziehung, Tradition oder Mentalität belastet sind.

Für die Gläubigen aus dem Heidentum gab es in dieser Beziehung weniger Schwierigkeiten. Sie hatten das ganze System ihres ehemaligen Dienstes als falsch erkannt und verworfen. Sie standen darum weniger in Gefahr, noch daran festzuhalten. Für sie gab es ein anderes Problem, nämlich die Schwachen geringzuschätzen und auf sie herabzuschauen.

1 Den Schwachen im Glauben aber nehmt auf, doch nicht zur Entscheidung strittiger Überlegungen.

Die Schwachen sind gläubige Christen. Doch sie glauben, gewisse Speisen nicht essen zu dürfen oder gewisse Regeln einhalten zu müssen. Wir sollen solche aufnehmen. Mit schwierigen Fragen dürfen wir sie aber nicht belasten.

2 Der eine glaubt, er dürfe alles essen; der Schwache aber isst Gemüse.

Seit Noah erlaubt Gott uns, Fleisch zu essen: «Alles, was sich regt, was da lebt, soll euch zur Speise sein; wie das grüne Kraut gebe ich es euch alles» (1. Mose 9,3). Die einzige Einschränkung ist das Essen von Blut (1. Mose 9,4; Apg 15,29). Der Starke hat das verstanden. Die mosaischen Speisegesetze gelten für uns Christen nicht.

3 Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; wer aber nicht isst, richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn aufgenommen.

Der Starke isst alles, aber er darf den Schwachen, der kein Fleisch isst, nicht verachten. Wenn jemand etwas anders macht als wir, besteht immer die Gefahr, dass wir ihn verachten und das auch zu erkennen geben. – Die andere Seite ist, dass der Schwache den Starken für das verurteilt, was er tut. Sind wir nicht immer schnell bereit, andere zu verurteilen?

Gott hat ihn aufgenommen, fügt Paulus hinzu. Alle Glaubenden, ob schwach oder stark, sind Kinder Gottes. Ohne Zweifel hatte der Starke recht, wenn er alles ass. Aber so begehrenswert Erkenntnis ist, Liebe ist besser. Sie bewahrt den Starken vor dem Verachten des schwächeren Bruders und den Schwachen vor dem Richten des stärkeren.

4 Wer bist du, der du den Hausknecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt seinem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden, denn der Herr vermag ihn aufrecht zu halten.

Hier erinnert uns Paulus daran, dass wir alle Menschen sind, keiner steht höher als der andere. Alle sind Hausknechte des gleichen Herrn und ihm persönlich verantwortlich. Die Schwachen sollen die Starken nicht richten. Es ist zwar möglich, dass sie bei der christlichen Freiheit Grenzen überschreiten. Aber der Herr vermag sie aufrecht zu halten und zu bewahren.

Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Jeder sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt.

Wir müssen bedenken, dass in diesen Versen von Gewissensfragen die Rede ist, nicht von Ungehorsam. Bei Gewissensfragen sollten wir nachsichtig sein! Da entscheidet der eine so, der andere so. Sünde dürfen wir nicht dulden, aber um Sünde handelt es sich hier nicht. Beim Halten von Tagen handelte es sich um jüdische Feiertage. Der Starke ist durch Gott belehrt, dass er diese nicht halten muss. Es gibt für uns Christen nur einen besonderen Tag den wir beachten: den ersten Tag der Woche, den Sonntag,

6 Wer den Tag achtet, achtet ihn dem Herrn. Und wer isst, isst dem Herrn, denn er danksagt Gott; und wer nicht isst, isst dem Herrn nicht und danksagt Gott. 7 Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst.

Der Schwache achtet gewisse Tage, um dem Herrn zu gefallen. Der Starke isst alles, der Schwache nur Gemüse. Beide danken dem Herrn dafür und möchten Ihm gefallen. Ausserdem, woher hat der Starke seine Stärke? Muss die Gnade ihn nicht genauso gut aufrecht halten wie den Schwachen?

8 Denn sei es, dass wir leben, wir leben dem Herrn; sei es, dass wir sterben, wir sterben dem Herrn. Sei es nun, dass wir leben, sei es, dass wir sterben, wir sind des Herrn.

Wir wollen nicht vergessen, dass wir dem Herrn angehören. Das ist einerseits ein Vorrecht. Andererseits ist es, was die Praxis unseres Christenlebens betrifft, auch eine Verantwortung. Das Urteil darüber dürfen wir getrost unserem Herrn überlassen.

In den Versen 9-12 zeigt uns der Apostel, dass Gott es ist, der in letzter Instanz alles beurteilt

9 Denn hierzu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden: um zu herrschen sowohl über Tote als auch über Lebende.

Jesus Christus hat als Mensch durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung aus den Toten das Anrecht über alle Menschen erworben. Dass Ihm die Glaubenden gehören, ist uns klar. In 2. Petrus 2,1 lesen wir von falschen Propheten, also Ungläubigen, die Er erworben hat. Das bedeutet nicht, dass sie erlöst sind, sondern dass sie Ihm gehören und Ihm Gehorsam schuldig sind. Er hat einen universellen Herrschaftsanspruch und herrscht über Lebende und Tote. In Johannes 17,2 lesen wir, dass Gott Ihm Gewalt über alles Fleisch gegeben hat.

10 Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Denn wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden.

Der Richterstuhl Gottes und der Richterstuhl des Christus (2. Kor 5,10) sind dasselbe. Alle Menschen werden vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Aber es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Gläubigen und Ungläubigen:

  • Der Gläubige wird vor dem Richterstuhl nicht gerichtet, sondern offenbar werden. Er wird sein ganzes Leben im Licht Gottes sehen und die Gnade bewundern, die ihn ans himmlische Ziel gebracht hat.
  • Der Ungläubige wird an diesem Richterstuhl gerichtet werden (Off 20,11-15).

11 Denn es steht geschrieben: «So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir wird sich jedes Knie beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.»

Auch hier sind alle Menschen gemeint. Jeder wird sich vor dem Herrn Jesus beugen müssen. Wir dürfen es jetzt schon freiwillig tun. Der Ungläubige wird gezwungen werden, Jesus Christus als Herrscher anzuerkennen.

12 So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.

Für unser ganzes Leben, für unser Verhalten allen Menschen gegenüber, werden wir einmal Gott Rechenschaft ablegen müssen. Das legt uns die Verantwortung auf, uns immer wieder im Licht Gottes zu prüfen und wenn nötig Korrekturen anzubringen. Schon David hatte dieses Empfinden (Psalm 139,23-24).

1. Der Apostel Paulus belehrt uns in Römer 14 über Starke und Schwache. Um was für Gläubige handelt es sich

  1. bei den Starken?
  2. bei den Schwachen?

2. Die Schwachen sind nicht etwa oberflächliche Christen. Was charakterisiert sie?

3. In 1. Korinther 8 beschäftigt sich Paulus ebenfalls mit dem Essen von Fleisch. Um was für Fleisch handelt es sich dort?
Auch da fordert Paulus die Starken auf, auf die Schwachen Rücksicht zu nehmen (1. Kor 8,9).

4. Es gibt zwei Gefahren:

  1. die Gefahr, dass der Starke den Schwachen _______________
  2. die Gefahr, dass der Schwache den Starken _______________

5. In Römer 14 geht es auch um das Halten von bestimmten Tagen. Was tat der Schwache in dieser Frage?

6. Wie verhielt sich in dieser Hinsicht der «Starke»?

7. Bei den Fragen, mit denen Paulus sich hier befasst, handelt es sich um Gewissensfragen. Wie müssen wir uns in solchen Fällen verhalten?

8. Die jüdischen Feiertage gelten für die Christen nicht. Aber welchen besonderen Tag sollen wir beachten?

9. Von wem hat der Herr Jesus die Gewalt (Vollmacht) bekommen, über alle Menschen Gericht zu halten?

10. Einmal werden alle Menschen vor dem Richterstuhl Gottes erscheinen müssen. Werden die Gläubigen dort gerichtet?

11. Warum nicht?

12. Was geschieht mit den Ungläubigen, wenn sie vor dem göttlichen Richter stehen?

13. Jeder Mensch wird für sich persönlich vor Gott Rechenschaft ablegen müssen. Was soll dieses Wissen in unserem Leben bewirken?

14. Was für eine Bitte äusserte David, wenn er daran dachte, dass Gott sein Leben einmal beurteilen wird?

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