5. Gott hat sein Volk nicht verstossen (Kapitel 11,1-15)

1 Ich sage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstossen? Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit aus dem Geschlecht Abrahams, vom Stamm Benjamin.

Wieder stellt Paulus eine Frage, die er mit «das sei ferne!» beantwortet. Israel hatte den Sohn Gottes, den verheissenen Messias, verworfen. Hat Gott sein Volk deswegen jetzt endgültig verstossen? Nein, das ist unmöglich. Wir haben in Lektion 1 festgestellt, dass Gott zu seinen Verheissungen steht, die Er Abraham und seinen Nachkommen gegeben hatte. Dafür nennt Paulus nun drei Beweise.

Der erste Beweis war er selbst, denn auch er war ein Israelit. Gott hatte seine Gnade und Langmut an ihm erwiesen, dem ehemaligen bittersten Feind von Jesus Christus. Hätte Gott sein irdisches Volk ganz und gar verstossen, so hätte das zuallererst ihn treffen müssen.

2 Gott hat sein Volk nicht verstossen, das er zuvor erkannt hat. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift in der Geschichte Elias sagt? Wie er vor Gott auftritt gegen Israel: 3 «Herr, sie haben deine Propheten getötet, deine Altäre niedergerissen, und ich allein bin übrig geblieben, und sie trachten mir nach dem Leben.» 4 Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? «Ich habe mir übrig bleiben lassen siebentausend Mann, die ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt haben.»

Zweiter Beweis: Schon in früheren Zeiten hatte Gott in ähnlicher Weise Gnade erwiesen. Der entmutigte Prophet Elia hatte damals auch gemeint, Gott habe sein Volk aufgegeben, und er sei als Einziger übrig geblieben. Aber wie rührend war die göttliche Antwort! Gerade das Zeugnis des Propheten gegen das Volk rief das Zeugnis Gottes für Israel wach. Noch 7000 Mann – eine vollkommene Zahl – hatte Gott übrig bleiben lassen, die ihre Knie vor den Götzen nicht gebeugt hatten. Seine unumschränkte Gnade hatte diesen vollzähligen Überrest bewahrt.

5 So besteht nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Auswahl der Gnade.

Dritter Beweis: So wie es in den Tagen Elias gewesen war, war es in den Tagen des Apostels Paulus. Einzelne Menschen aus dem Volk Israel taten Buße und nahmen Jesus Christus als Heiland an. Das ist der Überrest in der jetzigen Zeit «nach Auswahl der Gnade.»

Tatsächlich gab es zu jeder Zeit in Israel einen treuen Überrest, auch wenn sie sich als Volk von Gott entfernt hatten. Die 7000 Treuen zur Zeit Elias sind nicht das einzige Beispiel. Das war auch der Fall in der Zeit der Wegführung nach Babylon. Denken wir nur an Daniel und seine Freunde am Hof Nebukadnezars. Das war so in der Zeit Esras und Nehemias, als einige Zehntausend in das verheissene Land zurückkehrten. Auch als der Herr Jesus auf die Erde kam, fand Gott einen Überrest in Israel; solche, die «auf Erlösung warteten in Jerusalem» (Lukas 2,38). Zacharias und Elisabeth, die Hirten auf dem Feld, Simeon und Anna, sie alle gehörten dazu (Lukas 1 und 2). Auch in der jetzigen Zeit gibt es einen Überrest aus diesem Volk. Am Anfang der Christenheit kamen viele aus den Juden zum Glauben und wurden der Versammlung oder Gemeinde hinzugefügt. So geschieht das heute noch. Einzelne aus den Juden kommen zum Glauben. Und auch dann, wenn die Gnadenzeit ihren Abschluss gefunden haben und die Versammlung entrückt sein wird, wird es aus Israel einen treuen Überrest auf der Erde geben.

Doch aus welcher Zeit ein treuer Überrest auch stammen mag, Gott erwählte ihn nicht aufgrund seiner Werke, sondern aufgrund seiner souveränen Gnade.

6 Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade.

Diese beiden Prinzipien – Werke und Gnade – schliessen einander aus. Ein Geschenk kann man sich nicht verdienen. Zum Glück basiert Gottes Erwählung auf Gnade und nicht auf Werken, weil sonst niemand erwählt werden könnte.

7 Was nun? Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; aber die Auserwählten haben es erlangt, die Übrigen aber sind verhärtet worden,

Lasst uns aus diesem Vers drei Punkte festhalten:

  • Israel (als ganzes Volk) erlangte Gottes Gunst nicht, weil sie den Herrn Jesus als Messias verwarfen.
  • Die Auserwählten sind von Gott angenommen, weil sie sich vor Gott gebeugt, Buße getan und an Jesus Christus geglaubt haben.
  • Die Übrigen sind verhärtet worden. Das umfasst bis heute die grosse Mehrheit Israels.

8 wie geschrieben steht: «Gott hat ihnen einen Geist der Betäubung gegeben, Augen, dass sie nicht sehen, und Ohren, dass sie nicht hören, bis auf den heutigen Tag.» 9 Und David sagt: «Ihr Tisch werde ihnen zur Schlinge und zum Fangnetz und zum Anstoss und zur Vergeltung! 10 Verfinstert seien ihre Augen, dass sie nicht sehen, und ihren Rücken beuge allezeit!»

Mit drei Zitaten aus dem Alten Testament beschreibt Paulus nun die Verhärtung, die die Mehrheit des Volkes getroffen hat. Es ist bemerkenswert, dass wir in den Versen 8-10 ein Zeugnis aus dem Gesetz, den Propheten und den Psalmen vor uns haben.

  • Gott hat ihnen einen Geist der Betäubung gegeben. Das ist ein Zitat aus Jesaja 29,10.
  • Gott hat ihnen Augen und Ohren gegeben, die nicht sehen und nicht hören (5. Mo 29,3).
  • Der Tisch steht hier wohl für die Segnungen, die Israel empfangen hat. Doch was ihnen zum Segen sein sollte, ist ihnen zum Verhängnis geworden. Ihre Augen wurden verfinstert und ihr Rücken gebeugt. Hier führt Paulus Psalm 69,23-24 an.

11 Ich sage nun: Sind sie etwa gestrauchelt, damit sie fallen sollten? Das sei ferne! Sondern durch ihren Fall ist den Nationen das Heil geworden, um sie zur Eifersucht zu reizen.

Von Vers 11 an zeigt der Apostel, dass die Verwerfung Israels nicht endgültig ist – es gibt eine Wiederherstellung. Gott hatte seinen Sohn zu seinem Volk gesandt, um Ihn als einen kostbaren Eckstein in Zion zu legen. Aber Er wurde für Israel zu einem Stein des Anstosses und zu einem Fels des Strauchelns. Aber waren sie etwa gestrauchelt, damit sie fallen sollten, um nie wieder aufzustehen? Nein! Gott hatte einen anderen Plan. Dadurch, dass Israel seinen Messias nicht annahm, ist das Heil zu den Nationen gekommen. Nun soll die Begnadigung von Menschen aus nichtjüdischen Völkern Israel zur Eifersucht reizen. Sie sollen dadurch den hohen Wert des göttlichen Segens schätzen lernen und ebenfalls danach verlangen.

12 Wenn aber ihr Fall der Reichtum der Welt ist und ihr Verlust der Reichtum der Nationen, wie viel mehr ihre Vollzahl!

Der Fehltritt Israels öffnete den Weg, den Reichtum des Segens Gottes der Welt, d.h. den ohne Ihn lebenden Nationen zukommen zu lassen. Und wenn Gott sein Volk (= ihre Vollzahl) in den Segen des Tausendjährigen Reiches führen wird, werden die Nationen wieder profitieren, denn durch Israel werden die Völker Gottes Segen empfangen.

13 Euch aber, den Nationen, sage ich: Insofern ich nun der Apostel der Nationen bin, ehre ich meinen Dienst, 14 ob ich auf irgendeine Weise sie, die mein Fleisch sind, zur Eifersucht reizen und einige von ihnen erretten möge.

Hier spricht Paulus die Menschen aus den Nationen an. Er war ihr Apostel. Das hatte Gott ihm bei seiner Bekehrung mitgeteilt (Apg 26,17-18; Gal 2,7-8). Wenn er nun den Heiden das Evangelium verkündete, wurden die Juden eifersüchtig. Das sollte sie dazu führen, ihren Stolz zu überwinden und an Jesus Christus zu glauben. Dadurch ehrte Paulus seinen Dienst.

15 Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anderes sein als Leben aus den Toten?

Hier haben wir eine ähnliche Aussage wie in Vers 12. Mit «Versöhnung der Welt» ist gemeint, dass Gott jetzt der ganzen Welt Versöhnung anbietet (nicht: die ganze Welt rettet). Wenn Gott in Zukunft Israel wieder als sein Volk annehmen wird, wird Er durch sie die Nationen segnen. Dann – im Tausendjährigen Reich – wird die Erde voll sein von der Erkenntnis des Herrn (Hab 2,14). Dann werden alle Völker Gott dienen. Das wird sein wie Leben aus den Toten.

1. Paulus nennt drei Beweise, dass Gott sein Volk Israel nicht verstossen hat. Erklären Sie diese kurz:

  1. Beweis 1: ______________________________
  2. Beweis 2: ______________________________
  3. Beweis 3: ______________________________

2. Es gab zu allen Zeiten Menschen, die Gott treu blieben, auch wenn die Mehrheit von Gott abgefallen war. Nennen Sie zwei Beispiele:

  1. ______________________________
  2. ______________________________

3. Wenn man Gnade mit Werken verbindet, ist Gnade nicht mehr __________

4. Was haben die in Vers 7 erwähnten Auserwählten getan, um von Gott angenommen zu werden?

5. Weil Israel sich geweigert hatte, Jesus Christus als Messias anzunehmen, traf sie die Strafe der Verhärtung. Bei wem haben wir das in Kapitel 9 auch gesehen?

6. Wann straft Gott mit Verhärtung?

7. Paulus war der Apostel der Nationen (der nichtjüdischen Völker). Welcher Apostel war besonders zu den Juden gesandt?

8. Was bedeutet der Ausdruck «Versöhnung der Welt»?

9. Was bedeutet dieser Ausdruck nicht?

10. In Vers 15 ist von der Verwerfung Israels die Rede, aber auch von der Annahme. Wann wird Israel wieder als Gottes Volk angenommen sein?

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