2. Unser Verhalten zu den Mitmenschen (Kapitel 12,9-21)

In den Versen 9-21 finden wir Belehrungen für unser Leben als Christen mit anderen Gläubigen und vor der Welt. Der Apostel berührt alle Arten von christlichen Verpflichtungen, und das nicht nur hinsichtlich des Verhaltens, sondern auch im Blick auf die Gesinnung.

9 Die Liebe sei ungeheuchelt.

Allem anderen voran steht die Ermahnung zur ungeheuchelten Liebe. Die göttliche Liebe liebt, auch wenn im Gegenüber nichts Liebenswertes sichtbar ist. Gott ist Liebe (1. Johannes 4,8.16), und Er möchte, dass die Glaubenden diese Liebe in einer lieblosen Welt sichtbar machen. Und Gott wünscht, dass diese Liebe echt ist.

Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten.

Seit dem Sündenfall kann der Mensch Gut und Böse unterscheiden. Aber der Mensch hat von Natur nicht die Kraft, das Gute zu tun. Beim Glaubenden, der neues Leben und den Heiligen Geist empfangen hat, ist das anders. Er ist in der Lage, das Böse zu verabscheuen und das Gute zu tun.

10 In der Bruderliebe seid herzlich zueinander; in Ehrerbietung geht einer dem anderen voran;

Bruderliebe ist eine besondere Art von Liebe, die ihre Quelle in der göttlichen Liebe hat. Aber der Bereich ihrer Ausübung ist enger gezogen; er beschränkt sich auf die Familie Gottes. Petrus spricht von einer ungeheuchelten Bruderliebe (1. Petrus 1,22). Eine direkte Folge der Bruderliebe ist, dass man in Ehrerbietung einer dem anderen vorangeht und in Demut den anderen höher achtet als sich selbst (Philipper 2,3).

11 im Fleiss seid nicht säumig, seid inbrünstig im Geist; dem Herrn dienend.

Christen sollen fleissige Leute sein, und zwar in allen irdischen Bereichen: in der Schule, im Beruf und in der Familie. Auch auf geistlichem Gebiet sollen sie ihre Aufgaben mit Fleiss erfüllen. Dieser Fleiss soll von innen kommen, darum werden wir zum Gebet ermahnt.

Alles, was wir tun, dürfen wir für unseren Herrn tun und Ihm auf diese Weise dienen. Den gleichen Gedanken finden wir in Kolosser 3,17.

12 In Hoffnung freut euch; in Trübsal harrt aus; im Gebet haltet an;

Dann erinnert der Schreiber an die herrliche Zukunft, die vor dem Gläubigen liegt: die sichere Hoffnung auf die Herrlichkeit des Himmels. Auf dem Weg dahin begegnen uns viele Beschwerden. Darin sollen wir ausharren. Das nie versiegende Hilfsmittel, das Beten, sollen wir in guten und in schweren Tagen nicht vernachlässigen.

13 an den Bedürfnissen der Heiligen nehmt teil; nach Gastfreundschaft trachtet.

Wir dürfen niemals an der Not anderer gefühllos vorübergehen. Damit wir die Bedürfnisse der Glaubenden kennen, müssen wir sie aufsuchen und ihnen zuhören. Dann zeigt uns der Herr auch Gelegenheiten, ihnen zu helfen.

Gastfreundschaft darf sich nicht nur an Freunde richten, sondern auch an Fremde. Das ist eine wichtige Aufgabe für uns alle.

14 Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht. 15 Freut euch mit den sich Freuenden, weint mit den Weinenden.

Gott sagte zu Abraham: «Ich will dich segnen … und du sollst ein Segen sein» (1. Mose 12,2). Diesen Grundsatz finden wir auch hier. Christen sollen zum Segen sein, denn sie haben Segen empfangen. Das ist nicht einfach, wenn die Menschen uns verfolgen oder über uns spotten. Wir wollen uns fragen: Bin ich für meine Umgebung ein Segen?

Sich mit anderen zu freuen, scheint einfach zu sein. Doch wenn wir selbst diese Freude nicht besitzen, ist es schwierig, sich neidlos mitzufreuen.

Mit den Weinenden weinen ist echtes Mitgefühl mit solchen, die in Schwierigkeiten sind. Ein Beispiel finden wir in Johannes 11,35: «Jesus vergoss Tränen.» Er fühlte mit den Schwestern von Lazarus und weinte mit ihnen. Er weinte auch über Jerusalem, eine Stadt voller Mörder, die im Begriff stand, Ihn zum Tod zu verurteilen (Lukas 19,41).

16 Seid gleich gesinnt gegeneinander; sinnt nicht auf hohe Dinge, sondern haltet euch zu den Niedrigen; seid nicht klug bei euch selbst.

Auch diese Dinge stehen in unmittelbarem Gegensatz zu unserer natürlichen, hochmütigen Gesinnung. Der Apostel Paulus schrieb später an die Philipper: «Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war» (Philipper 2,5).

Wenn Christen gleich gesinnt sind, wird es keinen Streit geben. Wir sollen auch nicht nach dem streben, was vor den Menschen gross ist. Im Gegenteil – Bescheidenheit soll uns kennzeichnen. Klug sein ist eine Art, immer alles besser zu wissen als die anderen. Davor wollen wir uns hüten.

17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem; seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen.

Es ist unter den Menschen normal, Böses mit Bösem zu vergelten. Der Herr Jesus handelte nicht so. Obwohl die Menschen, die Ihn ans Kreuz brachten, Ihm viel Böses antaten, blieb Er ruhig. Petrus schreibt darüber: «Der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet (1. Petrus 1,23). Daran wollen wir uns ein Beispiel nehmen!

Wir sollen bei allen Kontakten, die wir mit den uns umgebenden Menschen haben, darauf bedacht sein, uns anständig zu benehmen.

18 Wenn möglich, soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden.

Christen sollen sich bemühen, mit allen Menschen in Frieden zu leben. Wenn der andere nicht will, ist das leider nicht immer möglich. Aber an uns soll es nicht fehlen.

19 Rächt nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: «Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.»

Jetzt beschreibt Paulus, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir Feindschaft erfahren. Auf keinen Fall dürfen wir uns rächen, denn die Rache gehört Gott. Zu seiner Zeit wird Er vergelten, deshalb müssen wir alles Ihm überlassen.

20 «Aber wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken; denn wenn du dieses tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.» 21 Lass dich nicht von dem Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.

Wenn wir jemandem, der uns feindlich gesinnt ist, in einer Notsituation helfen, sammeln wir feurige Kohlen auf sein Haupt, d.h. wir beschämen ihn durch unser Verhalten. Wenn wir nach dem Charakter unserer alten Natur handeln, werden wir uns vom Bösen überwinden lassen. Das adamitische Wesen reagiert in solchen Situationen fleischlich. Unser Gott möchte, dass wir, statt Böses mit Bösem heimzuzahlen, das Böse mit dem Guten überwinden. Das ist noch schwieriger, als es ruhig zu ertragen. Dazu brauchen wir die Hilfe des Herrn. Aber es ist ein göttlicher Grundsatz, der der neuen Natur entspricht.

1. Von welcher Art soll die Liebe sein, die jeden Gläubigen kennzeichnen soll?

2. Von dieser Liebe schreibt Johannes in 1. Johannes 4,7, sie sei aus __________

3. Nach Römer 5,5 ist sie in unsere Herzen ausgegossen durch ____________________

4. In Vers 10 spricht der Apostel über die Bruderliebe.

  1. Von wem sind wir gelehrt, diese Liebe zu praktizieren? (1. Thessalonicher 4,9)
  2. Was wird in Hebräer 13,1 von dieser Liebe gesagt?

5. Was wird die Folge sein, wenn die Bruderliebe ausgelebt wird?

6. In Vers 12 finden wir drei Ermahnungen, die eng miteinander in Verbindung stehen.

  1. In der Hoffnung auf die herrliche Zukunft im Himmel dürfen wir uns _______________
  2. Solange wir das Ziel noch nicht erreicht haben, müssen wir in Trübsal _______________
  3. Um darin standhaft sein zu können, ist es notwendig, dass wir im Gebet _______________

7. Aufrufe zur Gastfreundschaft finden wir im Neuen Testament mehrfach:

  1. Von wem wird sie in 1. Timotheus 3,2 und in Titus 1,8 verlangt?
  2. Wen haben einige, ohne es zu wissen, gastfreundlich aufgenommen? (Hebräer 13,2)
  3. Gäste beherbergen ist mit Aufwand verbunden. Wie soll die Gastfreundschaft deshalb ausgeübt werden (1. Petrus 4,9)

8. Vers 14 erinnert an eine Aussage des Herrn Jesus in der Bergpredigt. Suchen Sie diesen Vers in Matthäus 5, im letzten Abschnitt des Kapitels. Was sagte der Herr dort?

9. Mit welchen Worten hat der Märtyrer Stephanus das in die Tat umgesetzt? Sie finden das in seinem Gebet am Schluss von Apostelgeschichte 7.

10. Paulus ermahnt uns in Vers 17: «Vergeltet niemand Böses mit Bösem» Wie lautet dagegen eine der bekanntesten Anweisungen im Alten Testament? (2. Mose 21,24)

Diese beiden Gebote widersprechen sich nicht; sie gelten in unterschiedlichen Situationen. 2. Mose 21,24 war eine strafrechtliche Bestimmung an die Richter. Der einzelne Israelit war gehalten, sich nicht zu rächen: «Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen, sondern sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18).

11. Warum steht in Römer 12,18: «So viel an euch ist»?

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