Im 6. Kapitel stellt der Apostel zwei rhetorische Fragen. In dieser Lektion behandeln wir die erste. Sie lautet:
1 Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme? 2 Das sei ferne!
Sollten wir Sünde auf Sünde häufen, damit sich die Gnade in deren Vergebung nur umso reicher entfalten könnte? Der Apostel antwortet entrüstet: «Das sei ferne!» Was würden wir von einem Sohn sagen, der immer rücksichtsloser die Gebote seiner Eltern übertritt, um ihnen dadurch Gelegenheit zu geben, ihm immer wieder zu vergeben? Welch eine Bosheit würde das offenbaren! Statt diese Frage direkt zu beantworten, stellt Paulus eine Gegenfrage:
Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben?
Der Christ, der einst in der Sünde lebte, hat im Tod Christi weit mehr gefunden als nur die Vergebung seiner Sünden. Er ist mit Christus gestorben und damit aus der alten Stellung, in der er sich von Natur befand, ein für alle Mal herausgenommen worden. Mit dem alten Menschen, der sich als unverbesserlich schlecht erwiesen hat, ist für immer ein Ende gemacht worden. Dem Glaubenden ist ein neues Leben geschenkt worden. Wie könnte er noch in der Sünde verharren, die seinen Heiland in den Tod gebracht hat?
3 Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind?
Die Gläubigen machen sich durch ihre Taufe dem Bekenntnis nach mit dem Tod des Christus eins. Unserer Stellung nach sind wir in Christus der Sünde gestorben. Und unser christliches Bekenntnis ist die Taufe auf seinen Tod. Beides, unsere Stellung in Christus und unser Bekenntnis, ist mit einem Verharren in der Sünde unvereinbar.
4 So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.
Der Täufling bekennt in der Taufe zugleich mit dem Tod Christi auch den Tod des alten Menschen, das Ende seines hoffnungslosen Zustandes im Fleisch, um fortan als ein in Christus auferstandener Mensch in Neuheit des Lebens zu wandeln. Der Ausgangspunkt seines Lebens ist die Tatsache, dass er mit Christus gestorben ist und sich nun in Ihm, dem Auferstandenen, in einer ganz neuen Stellung vor Gott befindet.
5 Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein, 6 da wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen.
Auch hier finden wir die Bestätigung, dass unser Auferwecktsein zu neuem Leben eine Folge davon ist, dass wir mit Christus in seinem Tod einsgemacht sind. Unser «alter Mensch» verkörpert alles, was wir als Kinder Adams waren, unser altes, böses Wesen mit all unseren alten Gewohnheiten und Begierden. Der Ausdruck «der Leib der Sünde» meint nicht den organischen Körper. Es geht um die in uns wohnende Sünde, die als ein personifizierter Tyrann in uns herrschte. Dieser «Leib der Sünde» ist abgetan, d.h. als die unser Leben bestimmende Instanz abgeschafft, damit wir der Sünde nicht mehr dienen.
7 Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.
Für einen Gestorbenen gibt es keine Sünde mehr, er ist ja tot! Diese Tatsache muss genauso im Glauben erfasst werden wie die Wahrheit von der Vergebung der Sünden. Es handelt sich dabei um etwas, das sich ausserhalb von uns vollzogen hat. Es geht um eine Befreiung von der Macht der Sünde, die Gott dem Glaubenden ebenso bestimmt bezeugt wie die Vergebung der Sünden.
8 Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, 9 da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.
«Wir werden mit Ihm leben.» Nun geht es um unsere Zukunft. Das neue Leben, das sich jetzt schon in einem neuen Wandel äussert, wird erst in der Herrlichkeit, nach der Auferstehung, vollkommen sein, wenn wir den Auferstehungsleib haben werden (Phil 3,21). Dann werden wir nach «Geist, Seele und Leib untadelig» vor Gott stehen (1. Thes 5,23).
10 Denn was er gestorben ist, ist er ein für alle Mal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott.
Durch das eine Opfer des Herrn Jesus wurde die Frage der Sünde ein für alle Mal geregelt. Nun lebt Christus für Gott, und zwar in einer völlig neuen Beziehung als der Auferstandene in einer Sphäre, wo die Sünde niemals hingelangen kann.
11 So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus.
Die Konsequenz für uns ist nun: weil wir dieses Auferstehungsleben besitzen, wünschen wir jetzt schon, durch Gottes Gnade ein reines, sündloses Leben zu führen. Das verlangt von uns einen Glaubensschritt, eine kompromisslosen Haltung gegenüber dem «alten Menschen», den wir für tot halten sollen. Wer das verstanden hat und darin lebt, ist ein glücklicher, befreiter Christ!
12 Also herrsche nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, um seinen Begierden zu gehorchen; 13 stellt auch nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit. 14 Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.
Ein Christ kann sündigen, muss aber nicht sündigen; er ist nicht gezwungen, nur einen unreinen Gedanken zu haben. Er wird sündigen, wenn er nicht wachsam ist; wenn aber das neue Leben und die Kraft des Heiligen Geistes in ihm wirken, braucht er der alten Natur in keiner Weise mehr zu dienen, nicht einmal in Gedanken.
Früher ein Sklave und Diener der Sünde, kann der Gläubige jetzt sich selbst «Gott darstellen» als ein aus den (geistlich) Toten lebendig Gemachter, und seine Glieder: Auge, Ohr, Zunge, Hand, Fuss usw., die er früher als «Werkzeuge der Ungerechtigkeit» benutzte, darf er jetzt mit Freuden in Gottes Dienst stellen.
Unserem menschlichen Denken und Empfinden würde es zweifellos eher entsprechen, wenn der Apostel an dieser Stelle auf die Gebote Gottes hinweisen würde. Aber nein, er verweist auf die Gnade Gottes! So wie die Gnade allein den Sünder rettet, so gibt auch allein die Gnade dem Erlösten Kraft zu einem Gott würdigen Wandel.
Das Gesetz verleiht weder Leben noch Kraft. In 1. Korinther 15,56 wird das Gesetz «die Kraft der Sünde» genannt. Durch seine Verbote reizt es die Begierden und Leidenschaften des Fleisches an. Wären wir unter Gesetz gestellt, so würde die Sünde nach wie vor ihre Herrschaft über uns ausüben. Dieselbe Gnade, die uns von der Macht der Sünde freigemacht hat, gibt uns Kraft, künftig in Neuheit des Lebens zu wandeln.
1. Wie beantwortet der Apostel Paulus die Frage «Sollen wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme?»
2. Wir sind der Sünde gestorben, erklärt Paulus dann. Was meint er damit?
3. Welches Bild benutzt Paulus, um uns das zu erklären?
4. Der Gläubige ist auf Jesus Christus getauft, und damit auf seinen _____
5. Durch die Taufe sind wir mit Christus begraben. Und so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist, sollen auch wir _____
6. Was ist mit dem Ausdruck «der alte Mensch» gemeint?
7. Was drückt «Leib der Sünde» aus?
8. Wir sind nicht nur mit Christus gestorben, wir werden auch mit Ihm leben. Was bedeutet das?
9. Das Opfer von Jesus Christus am Kreuz von Golgatha muss nie wiederholt werden. Wie hat Paulus das erklärt?
10. Wie sollen wir den Aufruf «haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid» in die Tat umsetzen?
11. Wem gehorcht ein Mensch, wenn er von der Sünde beherrscht wird? (Vers 12)
12. Wie nennt der Apostel die Glieder eines Menschen, der sie der Sünde zur Verfügung stellt?
13. Und wie ist es mit den Gliedern eines Gläubigen?
14. Wem sollen wir unsere Glieder zur Verfügung stellen?
15. Warum wird die Sünde nicht über uns herrschen?
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