3. Frei von der Sünde (2) (Kapitel 6,15-23)

Die zweite rhetorische Frage, die der Apostel in Römer 6 stellt, lautet:

15 Was nun, sollten wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne!

Hier geht es – wie in Vers 1 – um die Gefahr des Sündigens eines Gläubigen. In Vers 1 wurde argumentiert: je mehr wir sündigen, umso grössere Gnade kann Gott erweisen. Hier ist die Begründung: Wir sind nicht mehr unter Gesetz, sondern unter Gnade, also ist Sündigen nicht so schlimm. Aber Paulus antwortet ebenso empört wie in Vers 2: «Das sei ferne!» und stellt dann wieder eine Gegenfrage, in der uns das Entweder-Oder des Glaubens vorgestellt wird:

16 Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch darstellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht: entweder der Sünde zum Tod oder des Gehorsams zur Gerechtigkeit?

Der Mensch ist ein Sklave dessen, dem er sich unterstellt. Entweder stellt er sich der in ihm wohnenden Sünde zur Verfügung, was zum Tod führt. Oder er stellt sich Gott zur Verfügung, indem er Ihm gehorcht. Dann wird das Ergebnis ein Leben zur Ehre Gottes sein.

Das Herz des Apostels fliesst von Dank über, wenn er schreibt:

17 Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid!

Wir waren Sklaven der Sünde, aber jetzt sind wir von Herzen gehorsam geworden. Das ist kein Zwang, die Liebe zu unserem Erlöser motiviert uns dazu! Hier ist die Rede vom «Bild der Lehre». Die Lehre des Wortes Gottes hat einen bildenden Einfluss auf uns. Es ist darum ausserordentlich wichtig, dass wir uns so viel wie möglich dem Einfluss des Wortes aussetzen!

18 Frei gemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden.

«Frei gemacht von der Sünde» bedeutet nicht, dass wir die sündige Natur nicht mehr in uns haben. Das wäre im Widerspruch zu 1. Johannes 1,8. Dort heisst es: «Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.» Die alte Natur, das Prinzip der Sünde, die Wurzel des Bösen, ist immer noch in uns, aber wir sind freigemacht von der Sünde als ein uns beherrschendes Lebensprinzip. Wir müssen dieser Macht nicht mehr gehorchen.

19 Ich rede menschlich, wegen der Schwachheit eures Fleisches. Denn ebenso wie ihr eure Glieder dargestellt habt als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit, so stellt jetzt eure Glieder dar als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit.

Der Apostel Paulus redet «menschlich», weil er das Bild der Sklaverei anführt. Aber er muss wegen des begrenzten Auffassungsvermögens der Römer mit solch einer Bildersprache arbeiten. Praktische Gerechtigkeit ist eigentlich keine Sklaverei, ausser wenn wir «menschlich» reden. Wer sündigt, ist ein Sklave der Sünde, doch wen der Sohn Gottes frei macht, der ist wirklich frei (vgl. Johannes 8,34.36).

Unser früheres Leben war durch zwei Kennzeichen geprägt: Unreinheit und Gesetzlosigkeit. Gesetzlosigkeit geht noch weiter als Gesetzesübertretung. In 1. Johannes 3,4 wird die Sünde der Gesetzlosigkeit gleichgestellt: «Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.» Gesetzlosigkeit bedeutet, dass man sich Gott nicht unterordnet, seinen eigenen Weg gehen will und sich weigert, den Herrn als rechtmässigen Gebieter anzuerkennen. Kurz gesagt heisst es, den eigenen Willen über den Willen Gottes zu stellen. Im weiteren Sinn bedeutet Gesetzlosigkeit die Auflehnung gegen jede Art von Autorität.

Beachtenswert ist der Ausdruck «Sklaven … der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit.» Das bedeutet, dass es keinen Stillstand gibt, wenn sich in einem Herzen die Gesetzlosigkeit breit machen kann. Die Sünde nimmt immer verheerendere Formen an.

Am Ende des 19. Verses werden wir ermahnt, unsere Glieder «als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit» darzustellen. Wir sind von der Macht der Sünde freigemacht, aber nicht, um jetzt zu tun, was uns beliebt Wir sind aufgerufen, Gott zu gehorchen und damit der Gerechtigkeit zu dienen.

«Heiligkeit» bedeutet einerseits Absonderung vom Bösen und andererseits Hingabe an Gott. Und da hat selbstverständlich die Sünde keinen Platz.

20 Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr Freie von der Gerechtigkeit. 21 Welche Frucht hattet ihr denn damals von den Dingen, über die ihr euch jetzt schämt? Denn ihr Ende ist der Tod.

Als wir noch Sklaven der Sünde waren, war Gerechtigkeit uns fremd. Der Apostel Paulus fordert uns hier noch einmal auf, an die Zeit zurückzudenken, als wir noch «Freie von der Gerechtigkeit» waren. Was hat diese Zeit für Frucht hervorgebracht? Müssen wir uns nicht schämen, wenn wir daran denken, was wir damals für Dinge getan haben?

22 Jetzt aber, von der Sünde frei gemacht und Gott zu Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben.

Jetzt aber, frei gemacht von der Sünde, dürfen wir alle unsere Energie für unseren Herrn und Heiland einsetzen. Wenn wir das tun, haben wir «unsere Frucht zur Heiligkeit.» Einst bestand die Frucht unseres Lebens in den finsteren Werken des Fleisches, die in Galater 5,19-21 beschrieben sind: «Hurerei, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen.» Jetzt dürfen wir die Frucht des Geistes bringen, lauter liebliche Dinge, die Paulus anschliessend aufzählt: «Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit» (Galater 5,22-23).

Der Ausdruck «Frucht zu Heiligkeit» zeigt uns, dass es nicht nur um die Segnungen geht, die wir geniessen, sondern auch darum, was Gott empfängt. Hier ist ein Leben in praktischer Heiligung gemeint. Zwar sind alle, die aus Gott geboren sind, ihrer Stellung nach geheiligt durch das Opfer Jesu Christi (1. Kor 6,11). Deshalb werden die Gläubigen «Heilige» genannt. Aber wie es in der Praxis mit der Heiligkeit aussieht, ist leider oft eine ganz andere Frage. Das Wort Gottes fordert uns auf, der «Heiligkeit nachzujagen» (Heb 12,14).

Das ewige Leben in seinem vollen Umfang ist noch zukünftig, wie wir in der vorherigen Lektion gesehen haben. Deswegen endet der 22. Vers mit den Worten: «… als das Ende aber ewiges Leben.» Erst wenn wir einmal droben in der Herrlichkeit sein werden, wird das ewige Leben auch unseren Körper einschliessen.

23 Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.

Die Sünde hat nichts zu bieten als den Tod, zuerst den leiblichen Tod, auf den der zweite Tod folgt, die ewige Verdammnis (Off 20,14; 21,8). Doch dem schrecklichen Lohn der Sünde stellt der Apostel die grosse, überwältigende Gnadengabe Gottes gegenüber: das ewige Leben. Wir besitzen es heute schon in Christus!

1. Ist eine Sünde weniger schlimm, weil wir Christen nicht mehr unter dem mosaischen Gesetz stehen?

2. Der Christ darf in dieser Beziehung keine Kompromisse machen. Es gibt nur ein Entweder-Oder. Wie lautet es?

3. Was für eine Konsequenz hat

  1. der Dienst der Sünde?
  2. der Dienst des Gehorsams?

4. Zum Glück gibt es für den Gläubigen ein einst und ein jetzt. Wie lautet es?

  1. Vers 17: Einst Sklave _______________
  2. Vers 18: Jetzt Sklave _______________

5. Wer von der Sünde frei gemacht ist, kann nicht tun und lassen, was er will. Wem sollen wir gehorchen?

6. Was ist die Voraussetzung, wenn wir dem Wort gehorchen wollen?

7. Was versteht man unter Gesetzlosigkeit?

8. Das Neue Testament unterscheidet zwei Arten von Heiligkeit, eine stellungsmässige und eine praktische. Um welche Art handelt es sich

  1. in 1. Korinther 6,11?
  2. in Hebräer 12,14?

9. Welche zwei Seiten hat praktische Heiligkeit?

  1. ______________________________
  2. ______________________________

10. Paulus fordert die Römer auf, an die Zeit vor ihrer Bekehrung zurückzudenken. Das Leben ohne Gott brachte auch Früchte hervor. Zählen Sie einige auf: ______________________________

11. Welch ein Gegensatz zur neunfachen Frucht des Geistes! Nennen Sie auch diese: ______________________________

12. Warum beschreibt der Apostel Paulus das ewige Leben in Vers 22 als etwas Zukünftiges?

13. Der Lohn der Sünde ist der Tod. Was ist die schreckliche Konsequenz dieser Aussage?

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