5. Die Schwachen und die Starken (2) (Kapitel 14,13 – 15,7)

In den Versen 13-23 werden wir belehrt, wie wir zum Segen für andere vorangehen und mit ihnen in Frieden leben können.

13 Lasst uns nun nicht mehr einander richten, sondern richtet vielmehr dieses: dem Bruder nicht einen Anstoss oder ein Ärgernis zu geben.

Richten – das ist der Richtgeist der Schwachen. Einander ein Ärgernis geben, das ist die Rücksichtslosigkeit der Starken. Wir sollen uns vor beidem in Acht nehmen.

14 Ich weiss und bin überzeugt im Herrn Jesus, dass nichts an sich selbst unrein ist; nur dem, der etwas für unrein erachtet, dem ist es unrein. 15 Denn wenn dein Bruder wegen einer Speise betrübt wird, so wandelst du nicht mehr nach der Liebe. Verdirb nicht mit deiner Speise den, für den Christus gestorben ist.

Zuerst richtet sich der Apostel an die Schwachen. Er hält an der christlichen Freiheit fest. Die Schwachen dürfen ihre Ansichten nicht als Vorschriften den anderen aufdrängen. Dann hat er auch den Starken etwas zu sagen: Wenn sie keine Rücksicht nehmen, handeln sie nicht mehr in Liebe. Wir lernen hier, dass die Liebe entscheidend ist für das Miteinander unter den Gläubigen. Christus ist auch für den Schwachen gestorben. Wir wollen unsere Mitgläubigen in dem hohen Wert sehen, die sie für den Herrn Jesus haben.

16 Lasst nun euer Gut nicht verlästert werden.

Die Freiheit, in der wir als Christen stehen, ist ein kostbares Gut. Aber wir dürfen sie nicht rücksichtslos ausleben. Hüten wir uns davor, unseren Geschwistern etwas aufzudrängen, was wir als erlaubt betrachten, während es bei ihnen Bedenken verursacht. Ein solches Verhalten ist zerstörend.

17 Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. 18 Denn wer in diesem dem Christus dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen bewährt.

Der Ausdruck «Reich Gottes» bedeutet hier nicht ein Heilszeitalter. Er beschreibt den moralischen Aspekt des Reiches. Die eigentlichen Werte in diesem Reich sind nicht Essen und Trinken, sondern die geistlichen Güter, die dem Christen geschenkt sind: Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. Wer das in seinem Leben verwirklicht, dient Christus. Ein solcher Christ ist Gott wohlgefällig und für die Menschen zum Segen.

Gott ist der Gott des Friedens,[1] und der Herr Jesus wird in 2. Thessalonicher 3,16 «Herr des Friedens» genannt. Sollten wir darum nicht unsere Energie dazu verwenden, um den Frieden im Zusammenleben der Glaubenden zu fördern? Sollten wir nicht einander zu dienen und aufzuerbauen suchen?

20 Zerstöre nicht einer Speise wegen das Werk Gottes. Alles ist zwar rein, aber es ist böse für den Menschen, der mit Anstoss isst.

Zerstören ist das Gegenteil von Aufbauen. Wenn ich ohne Liebe handle, kann ich das Werk zerstören, dass Gott in meinem Bruder tut.

«Alles ist zwar rein» dürfen wir nicht verallgemeinern, sonst kommen wir in Widerspruch zu anderen Aussagen der Bibel, wie z.B. 2. Korinther 6,17: «Rührt Unreines nicht an.» Paulus spricht hier von Speisen und bekräftigt noch einmal die christliche Freiheit.

21 Es ist gut, kein Fleisch zu essen noch Wein zu trinken, noch etwas zu tun, woran dein Bruder sich stösst oder sich ärgert oder worin er schwach ist.

Die Liebe zum schwachen Bruder wird es mir leicht machen, Rücksicht zu nehmen und auf etwas zu verzichten, woran er Anstoss nimmt.

22 Hast du Glauben? Habe ihn für dich selbst vor Gott. Glückselig, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gutheisst!

Dieser Vers richtet sich an den Starken, der die christliche Freiheit kennt. Er isst ohne schlechtes Gewissen und wird deshalb glückselig genannt. Doch er soll seinen Glauben für sich selbst haben und nicht andere zu etwas verleiten, was ihr Gewissen belastet.

23 Wer aber zweifelt, wenn er isst, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.

Hier wird der Schwache angesprochen. Er isst, weil er den Starken essen sieht. Aber er ist unsicher und zweifelt. Er handelt nicht im Glauben. Er ist deshalb verurteilt, aber nicht, weil er isst, sondern weil er es nicht im Glauben tut.

Allgemein gilt für jeden Gläubigen, ob schwach oder stark: wenn man zweifelt, ob man etwas tun darf, und es trotzdem tut, tut man es nicht im Glauben. «Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.» Der Apostel Johannes schrieb: «Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit» (1. Joh 3,4). Jedes von Gott unabhängige Handeln ist Sünde.

Zum Abschluss dieses Themas stellen uns die Verse 1-7 von Kapitel 15 das Verhalten und die Gesinnung des Herrn Jesus vor.

15,1 Wir aber, die Starken, sind schuldig, die Schwachheiten der Schwachen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen.

Es ist nicht leicht, die Schwachheiten der Schwachen zu tragen. Das erfordert viel Geduld, Rücksichtnahme und vielleicht Verzicht. Es ist viel bequemer, einfach zu tun, was man für richtig hält. Doch das widerspricht der christlichen Gesinnung, die uns leitet, uns selbst zu verleugnen und dem Schwachen zu helfen.

2 Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung.

Die Liebe wird uns davor bewahren, uns selbst zu gefallen. Sie treibt uns vielmehr an, dem Nächsten zu gefallen, ihm Mut zu machen und ihm zu helfen. Wir wollen doch zum Segen sein! So werden wir in manchen Fällen auf die christliche Freiheit verzichten. Ein solch selbstloses Verhalten wird zur Ehre Gottes sein.

3 Denn auch der Christus hat nicht sich selbst gefallen, sondern wie geschrieben steht: «Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.»

Christus ist uns darin das vollkommene Vorbild. Er suchte nie Anerkennung für sich, nie strebte Er nach Ehre. In seinem Leben zeigten sich die Charakterzüge Gottes. Darum erfuhr Er Verachtung und Widerstand von gottfeindlichen Menschen. Sie griffen Ihn an. Aber Er ertrug willig ihre Schmähungen.

4 Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben.

Wir haben hier eine grundsätzliche Belehrung über den Nutzen des Alten Testaments. Es ist für uns eine Quelle reicher Segnungen. So wie die Glaubenden damals Feindschaft und Widerstand erlebten, geht es auch uns. Denn auch uns wird man nicht verstehen, wenn wir unser Leben nach den Anweisungen der Bibel ausrichten.

5 Der Gott des Ausharrens und der Ermunterung aber gebe euch, gleich gesinnt zu sein untereinander, Christus Jesus gemäss, 6 damit ihr einmütig mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht.

Gott ist ein Gott des Ausharrens und der Ermunterung. Wie viel Geduld hat Er mit uns gehabt! Wie oft hat Er uns ermuntert und aufgerichtet! Er möchte, dass wir seine Eigenschaften zeigen. Dann werden Schwache und Starke mit einem Mund, d.h. gemeinsam, Gott loben und preisen.

7 Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit.

Als Konsequenz seiner Belehrungen ermahnt uns der Apostel, einander so aufzunehmen, wie auch Christus uns aufgenommen hat. Wenn wir das tun, wird es zu Gottes Herrlichkeit sein.

1. In Vers 13 werden wir aufgefordert, einander nicht zu richten und dem anderen nicht zum Anstoss zu sein.

  1. Wer steht in Gefahr zu richten?
  2. Wer steht in Gefahr, Anstoss zu geben?

2. Leider können Glaubende über fast alles streiten, auch über Nebensächlichkeiten wie Essen und Trinken. Welche wichtigen Eigenschaften sollen uns im Reich Gottes kennzeichnen?

  1. ____________________
  2. ____________________
  3. ____________________

3. Alles ist rein, schrieb Paulus den Römern. Welche Einschränkung ist bei dieser Aussage zu beachten?

4. Was soll uns motivieren, auf Schwache Rücksicht zu nehmen?

5. Jedes von Gott unabhängige Handeln ist __________

6. Was benötigen wir, um die Schwachheiten anderer zu ertragen?

7. Wer ist uns darin das vollkommene Vorbild?

8. Wozu dienen uns die Schriften des Alten Testaments?

9. Welche Wirkungen sollen die Schriften des Alten Testaments auf uns haben?
Denn die Glaubenden früherer Zeiten gingen durch die gleichen Schwierigkeiten wie wir.

10. Worum bittet Paulus Gott in Vers 5?

11. Gott hat mit uns sehr viel Geduld. Was erwartet Er deshalb von uns?

12. Als wir mit unseren Sünden zu Gott kamen, hat Er uns alles vergeben und uns so aufgenommen, wie wir sind. Was sollen wir deshalb mit unseren Mitgläubigen tun?

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[1] Römer 15,33; 16,20; 1. Korinther 14,33; 2. Korinther 13,11; Philipper 4,9; 1. Thessalonicher 5,23; Hebräer 13,20.

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