5. Frei vom Gesetz (2) (Kapitel 7,1-13)

7 Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne!

Ist das Gesetz Sünde, weil es den Menschen zum Bösen anstachelt? Das kann nicht sein, denn es ist von Gott gegeben, und alles, was Gott gibt, ist gut. Das bestätigt uns auch Jakobus: «Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter» (Jakobus 1,17). Der Apostel beantwortet die Frage deshalb wieder mit einer kräftigen Verneinung, mit den Worten: «Das sei ferne!» Das Gesetz ist nicht Sünde, keine ungute Sache, auch wenn es die Sünde aufleben lässt (Vers 9 am Ende). Dann erläutert er das, indem er den Nutzen und die Vortrefflichkeit des Gesetzes nachweist.

Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt als nur durch Gesetz.

Hat Kain gewusst, dass er eine Sünde beging, als er Abel erschlug? Ganz bestimmt, dazu war kein Gesetz nötig (vergleiche 1. Mose 4,7.13). Jedes aufrichtige Gewissen weiss, dass Morden, Lügen, Stehlen usw. böse sind und verurteilt diese Dinge. Das Gewissen klagt auch einen Menschen an, der einen schlechten Lebenswandel führt.

Aber hier geht es nicht um Tatsünden, sondern um die Sünde als ein böses Prinzip. Das Gewissen hätte uns nie den inneren, bösen Zustand offenbaren können. Der Nutzen des Gesetzes liegt gerade darin zu beweisen, dass wir in uns ein böses Prinzip haben, das «Sünde» heisst.

Denn auch von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: «Du sollst nicht begehren.»

Bezeichnenderweise führt Paulus hier das 10. Gebot an: «Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten; du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch alles, was dein Nächster hat» (2. Mose 20,17). Das zehnte Gebot ist nämlich das weitreichendste, denn in Ihm wird nicht nur ein äusserlich sichtbares Verhalten, sondern vor allem eine innere Haltung verurteilt. Der Lebenswandel eines Menschen mag tadellos sein, sein Ruf ausgezeichnet, aber in seinem Innern kann es anders aussehen. Seine bösen Gedanken und Begierden sind für seine Mitmenschen unsichtbar, aber sie sind in seinem Herzen.

Begierde (oder Lust) ist eine Wurzel in unserem Herzen, aus der die Sünde hervorkommt. Begierde charakterisiert die Welt. In 2. Petrus 1,4 wird sie als die Quelle des Verderbens mit den Worten vorgestellt: «… die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde.»

Und der Apostel Johannes schreibt darüber: «Denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt» (1. Johannes 2,16).

Durch diese drei Dinge kann Satan jederzeit den Weg in unsere Herzen finden. Wie nötig ist es deshalb, über die Eingänge unserer Herzen zu wachen!

8 Die Sünde aber, durch das Gebot Anlass nehmend, bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.

Wenn das Gesetz alle bösen Begierden verbietet, dann wird die verdorbene Natur des Menschen erst recht angeregt, danach zu streben. Das haben wir in der vorherigen Lektion im Zusammenhang mit Vers 5 gesehen. Die Sündennatur ist einmal mit einem schlafenden Hund verglichen worden. Wenn das Gesetz sagt: «Tu dieses oder jenes nicht!», wacht der Hund auf, um genau das zu tun, was verboten ist. Aber wir haben gesehen, dass nicht das Gesetz das Problem ist, sondern die Sünde.

9 Ich aber lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf; 10 ich aber starb.

Paulus stellt dann rhetorisch fest: «Ich aber lebte einst ohne Gesetz.» Er spricht hier nicht von sich. Er versteht unter diesem «Ich» einen Menschen, der bekehrt ist, der Leben aus Gott hat, aber das Werk des Herrn Jesus am Kreuz in seiner Tragweite noch nicht erkannt und voll für sich in Anspruch genommen hat. Sein Gewissen ist ins Licht Gottes gebracht. Er möchte die Gebote Gottes halten. Aber er muss die schmerzliche Erfahrung machen, dass er keine Kraft hat, ihnen gerecht zu werden. Er ist noch nicht frei vom Gesetz.

Und das Gebot, das zum Leben gegeben war, dieses erwies sich mir zum Tod.

Gott hat seine Gebote gegeben, damit der Mensch durch deren Beachten leben würde. Aber sie erweisen sich für ihn zum Tod, weil die Sünde in ihm stärker ist. Diese bittere Erfahrung macht jeder, der aus eigener Kraft das Gesetz erfüllen will. So bringt ihm das Gesetz den Tod, anstatt das Leben zu geben.

11 Denn die Sünde, durch das Gebot Anlass nehmend, betrog mich und tötete mich durch dasselbe.

Wer trägt die Schuld an diesem traurigen Ergebnis? Das Gesetz? Nein, sondern die Sünde. Sie nahm das Gesetz zum Anlass und tötete mich. So ist das Gesetz wohl ein Werkzeug des Todes für mich geworden, aber die Ursache des Versagens ist die in mir wohnende Sünde.

Die «Sünde … betrog mich …» Der «Betrug der Sünde» (Hebräer 3,13) besteht darin, dass die Sünde zunächst einen zeitlichen Genuss verspricht (Hebräer 11,25). Das Ende aber ist der Tod.

12 Also ist das Gesetz heilig und das Gebot heilig und gerecht und gut.

Hier fasst Paulus das Gesagte zusammen. Er zählt drei Eigenschaften des Gesetzes auf. Es ist:

  • heilig, d.h. rein, denn es kommt von Gott
  • gerecht, es stimmt mit Gott überein
  • gut für den Menschen – aber er kann es nicht halten

13 Gereichte nun das Gute mir zum Tod? Das sei ferne! Sondern die Sünde, damit sie als Sünde erschiene, indem sie mir durch das Gute den Tod bewirkte, damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot.

Nun stellt Paulus die Frage: Bewirkt das Gute, das von Gott kommt, den Tod des Menschen? Auch hier antwortet er wieder ganz entschieden: «Das sei ferne!» Nicht das Gesetz, sondern die Sünde bewirkt den Tod.

Durch das von Gott gegebene Gesetz tritt die Sünde in ihrer ganzen Scheusslichkeit ans Licht. Die Sünde ist tatsächlich so böse, dass sie sogar Gute missbraucht, um den Tod zu bringen. So offenbart das Gesetz die übermässige Sündigkeit der Sünde.

1. Paulus hat festgestellt, dass das Gesetz die rebellische Natur des Menschen zur Sünde anstachelt. Ist das Gesetz deshalb etwas Schlechtes?

2. Warum ist das unmöglich?

3. Ist der Mensch auch ohne Gesetz imstande zu erkennen, was böse ist?

4. Warum kann er das?

5. Das Gesetz zeigt viel zuverlässiger an, was in Gottes Augen gut und was böse ist, als das Gewissen. Was beweist das Gesetz darüber hinaus noch?

6. Nicht nur Taten können böse sein. Paulus benutzt das 10. Gebot, um das böse Prinzip, die Sünde im Menschen aufzudecken. Wie nennt er es?

7. Auch Jesus Christus hat auf diese Quelle des Bösen hingewiesen. Wie nennt er sie in Matthäus 15,19?

8. Was kommt daraus hervor?

9. Was warf der Herr den Schriftgelehrten vor? (Matthäus 9,4)

10. Schon im Alten Testament finden wir Hinweise auf diese böse Quelle. Wie nennt der Prophet Jeremia das Herz? (Jeremia 17,9)

11. Welche Warnung spricht Salomo deshalb aus? (Sprüche 4,23).

12. Was ist die Folge, wenn Satan die Menschen durch die Sünde betrügt? (Hebräer 3,13).

13. Der Teufel gaukelt den Menschen vor, Verbotenes sei begehrenswert. Welche Wirkungen hatten seine Einflüsterungen auf Eva? (1. Mose 3,6). Die verbotene Frucht war

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14. Wie werden die Vergnügungen der Sünde in Hebräer 11,25 beschrieben?

15. Paulus kommt zum Schluss, dass Gottes Gebote gut sind. Welche Adjektive benutzt er in Vers 12, um das zu beschreiben?

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16. Was hat Gott versprochen, wenn sein Volk seine Gebote halten würde? (5. Mose 8,1)

17. Das Gesetz ist gut und sollte positive Ergebnisse für uns haben. Woran liegt es, dass es stattdessen den Tod zur Folge hat? (Vers 13)

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