6. Der Ölbaum – dritter Lobpreis (Kapitel 11,16-36)

In den Versen 16-24 benutzt der Apostel das Bild eines Ölbaums. Was stellt dieser Ölbaum dar? Ist er Israel? Und ist die Kirche eine Fortsetzung Israels? Kann ein Gläubiger «ausgeschnitten» werden und verloren gehen? Die richtigen Antworten auf diese Fragen sind wichtig für die Praxis unseres Lebens und für das Verständnis der Prophetie.

Halten wir gleich zu Beginn fest: Der Ölbaum stellt das Zeugnis Gottes auf der Erde dar. Es handelt sich um die fortgesetzte Kette der Menschen, die im Lauf der Jahrhunderte ein Zeugnis vom wahren Gott ablegen. Das setzt nicht unbedingt voraus, wirklich Leben aus Gott zu haben.

16 Wenn aber der Erstling heilig ist, so auch die Masse; und wenn die Wurzel heilig ist, so auch die Zweige.

Abraham ist der Erstling und die Wurzel. Gott hat ihn aus Ur in Chaldäa herausgenommen und ihn auf diese Weise geheiligt (für sich reserviert). Er sollte ein Zeuge für Gott sein. Abraham hat dieser Berufung entsprochen. Seine Zeitgenossen nannten ihn «Fürst Gottes» (1. Mose 23,6).

Seine Nachkommen sind die aus der Wurzel hervorgehenden Zweige. In den Versen 21 und 24 werden sie die natürlichen Zweige genannt. Sie hätten in dieser Welt für Gott Zeugnis ablegen sollen. Die Fortsetzung hätte dem Anfang entsprechen sollen. Aber was geschah? Unglaube und Götzendienst kennzeichneten mehr und mehr das Volk, auch wenn sie von den Nationen abgesondert blieben. Sie waren wohl heilig ihrer Stellung nach, nicht aber in ihrem Wesen.

17 Wenn aber einige der Zweige ausgebrochen worden sind, du aber, der du ein wilder Ölbaum warst, unter sie eingepfropft und der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums teilhaftig geworden bist,

Nachdem die Bosheit Israels in der Verwerfung des Messias ihren Höhepunkt erreicht hatte, hat Gott einige der Zweige aus dem Ölbaum ausgebrochen. Israel ist als Zeuge Gottes beiseitegesetzt worden. An ihre Stelle hat Gott Zweige eines wilden Ölbaums eingepfropft. Das sind Menschen aus den Nationen, die als Christen von Gott zeugen und von Ihm gesegnet werden. Sie geniessen die Fettigkeit des Ölbaums.

Wer christliche Grundsätze festhält, wird von Gott gesegnet, auch wenn er nur äusserlich ein Christ ist. Das bedeutet natürlich nicht, dass man dadurch einen Platz im Himmel bekommen kann. Aber es hat Gedeihen zur Folge, z.B. in Ehe und Familie. Umgekehrt, wenn die göttlichen Grundsätze aufgegeben werden, geht auch der Segen verloren. Das erleben wir in unserer Zeit.

18 so rühme dich nicht gegen die Zweige. Wenn du dich aber gegen sie rühmst – du trägst nicht die Wurzel, sondern die Wurzel dich.

Als Christen haben wir keinen Grund, uns zu rühmen und Israel zu verachten. Eine solche Überheblichkeit übersieht, dass wir nicht zur Linie der Verheissung gehörten. In diesem Zusammenhang haben wir in der ersten Lektion Epheser 2,12 angeführt: wir hatten keine Hoffnung und waren ohne Gott in der Welt. Es ist kein Verdienst, sondern reine Gnade, dass wir Christen am Segen teilhaben dürfen, den Gott Abraham verheissen hat.

19 Du wirst nun sagen: Die Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich eingepfropft würde. 20 Recht; sie sind ausgebrochen worden durch den Unglauben; du aber stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich;

Es ist wahr, einige der jüdischen Zweige wurden ausgebrochen. An ihrer Stelle sind solche aus den Nationen eingepfropft worden. Das Zeugnis für Gott wird jetzt durch die Christenheit abgelegt.

Israel ist wegen der Verwerfung des Messias und seines Unglaubens von Gott auf die Seite gestellt worden. Die Christen nehmen nun ihren Platz ein, und zwar durch die Gnade, auf dem Grundsatz des Glaubens. Wir haben keinen Grund, uns darauf irgendetwas einzubilden. Schon Salomo warnte vor den Folgen des Hochmuts (Sprüche 16,18).

 21 denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat – dass er auch dich etwa nicht verschonen werde.

Wenn Gott die natürlichen Zweige wegen ihres Unglaubens nicht verschont hat, können wir sicher sein, dass Er auch die Christen nicht verschonen wird, wenn sie nicht im Glauben bleiben. Paulus spricht hier unsere Verantwortung an. Wenn die Christenheit in ihrem Zeugnis versagt, wird sie den Platz des Segens verlieren.

22 Sieh nun die Güte und die Strenge Gottes: gegen die, die gefallen sind, Strenge; gegen dich aber Güte Gottes, wenn du an der Güte bleibst; sonst wirst auch du ausgeschnitten werden.

Im Handeln Gottes mit Israel und den Nationen sehen wir die Güte und die Strenge Gottes. Er handelte gegen Israel in Strenge, als Er es auf die Seite stellte. Und es ist nur seine Güte, dass die Christen nun seine Zeugen sein dürfen. Leider hat die Christenheit versagt. Darum wird sie als Zeugnis für Gott weggetan werden.

23 Auch jene aber, wenn sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden; denn Gott vermag sie wieder einzupfropfen. 24 Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum ausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel mehr werden diese, die natürlichen Zweige, in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden!

In diesen Versen wird deutlich, dass der Ölbaum weiter bestehen wird, wenn die untreue Christenheit daraus entfernt wird. Das Ausschneiden des abgefallenen christlichen Bekenntnisses wird den Weg für das Wiedereinpfropfen Israels frei machen. So wie die Christenheit nicht im Glauben geblieben ist, wird Israel nicht im Unglauben bleiben. Die natürlichen Zweige werden wieder in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden. Israel wird auf völlig neuer Grundlage, nämlich durch die Gnade Gottes, an seinen alten Platz zurückgebracht werden. Israel wird im Tausendjährigen Reich wieder das Zeugnis Gottes sein.

25 Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr nicht euch selbst für klug haltet: dass Israel zum Teil Verhärtung widerfahren ist, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist;

Während der Gnadenzeit ist Israel zum Teil, das heisst mit Ausnahme des stets vorhandenen Überrests, Verhärtung widerfahren. Diese Verhärtung wird ein Ende haben, wenn die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird. Das ist die Gesamtzahl derer, die in der gegenwärtigen Zeit zum Glauben kommen. Gott kennt diese Zahl. Wenn sie voll ist, wird die Gnadenzeit zu Ende gehen und Gott wird sich wieder Israel zuwenden.

26 und so wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: «Aus Zion wird der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden; 27 und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.»

Ganz Israel (d.h. ein Überrest, wie wir in Kapitel 9,27 gesehen haben) wird errettet werden. Das geschieht durch Jesus Christus, den Erretter, der aus Zion kommen wird. Er wird die Gottlosigkeit Jakobs abwenden und das Volk zu Gott zurückführen. Um der Väter willen wird Gott sein Volk in die Segnungen des Tausendjährigen Reiches einführen Der Bund Gottes, um Israels Sünden wegzunehmen, ruht auf sicherer Grundlage, auf der bedingungslosen Gnade, die sich in dem Erretter aus Zion offenbaren wird. Ihn, den ihre Väter einst ans Kreuz geschlagen haben, wird der Überrest kommen sehen, und zwar mit den Wundmalen in seinen Händen, die ihnen Frieden und Vergebung verkündigen.

28 Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde, um euretwillen, hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte, um der Väter willen.

Was das Evangelium betrifft, das jetzt verkündigt wird, hatten sich die Juden als Feinde erwiesen. Sie hatten die gute Botschaft feindselig abgelehnt. Als Nachkommen Abrahams aber blieben sie Gegenstände der unveränderlichen Liebe Gottes. Allerdings nicht etwa aufgrund des Bundes vom Sinai. Auf der Grundlage dieses Bundes war für sie alles verloren. Gott liebt sein Volk wegen der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob. Diese hatte Gott einst aus Gnade berufen, ihnen hatte Er bedingungslose Verheissungen gegeben.

29 Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.

Wenn Gott aus Gnade ein Geschenk verliehen oder eine Berufung ausgesprochen hat, wird Er das nicht wieder rückgängig machen. Alles, was Er sich im Blick auf Israel vorgenommen hat, wird Er ausführen. Obwohl Israel versagt hat, bereut Gott seine Absichten nicht. Er wird das «steinerne Herz» aus ihrem Innern wegnehmen und ihnen ein «fleischernes Herz» geben (Hesekiel 11,19) und sie so für den Empfang seiner unumschränkten Gnade zubereiten.

30 Denn wie ihr einst Gott nicht geglaubt habt, jetzt aber unter die Begnadigung gekommen seid durch deren Unglauben, 31 so haben auch jetzt diese an eure Begnadigung nicht geglaubt, damit auch sie unter die Begnadigung kommen. 32 Denn Gott hat alle zusammen in den Unglauben eingeschlossen, um alle zu begnadigen.

Die Heiden hatten einst ohne Gott gelebt. Durch den Unglauben der Juden waren sie unter die Begnadigung gekommen. Die Juden wiesen auch den Gedanken zurück, dass die Gnade sich jetzt den Heiden zugewandt habe. Deshalb blieb auch für sie nur das freie Erbarmen Gottes übrig. Alle stehen gleich vor Gott, alle sind von Gott «in den Unglauben eingeschlossen». Gott tat das, um allen, Juden und Heiden, seine Gnade zuzuwenden.

Nachdem Paulus das Handeln Gottes mit den Menschen dargelegt hat, beginnt er den dritten Lobpreis:

33 O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege! 34 Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? 35 Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden?

Ja, wie unergründlich, über alles menschliche Denken erhaben, sind die Wege Gottes! Wer hat Ihm beratend zur Seite gestanden, als Er sie erwog und feststellte? Wege, auf welchen Er die Treue seiner Verheissungen denen gegenüber aufrecht halten konnte, die alle Ansprüche daran verloren hatten. Sie werden nun mit anderen, die solche Ansprüche nie besassen, auf der gleichen Grundlage der Gnade gesegnet werden. Ja, wer hätte den Sinn des Herrn erkannt? Und doch sind wir schwache, sterbliche Wesen von Ihm eingeführt in das Erkennen dieses Sinnes und der Wege dessen, von dem es heisst:

36 Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.

  • Von Ihm: Er ist die Quelle aller Handlungen mit den Menschen
  • Durch Ihn: Er führt alle seine Pläne aus.
  • Für Ihn: Alles, was Er tut, schlägt zu seiner Ehre aus.

Ihm gebühren darum jedes Lob und jede Anbetung in Ewigkeit!

1. Paulus benutzt das Bild eines Ölbaums. Wovon ist der Ölbaum ein Bild?

2. Wovon sind die Bestandteile des Ölbaums ein Bild?

  1. Die Wurzel ist ein Bild von _________________________
  2. Die Zweige sind ein Bild von _________________________

3. Es gibt zwei Arten von Zweigen. Was stellen sie dar?

  1. Die natürlichen Zweige: _________________________
  2. Die gegen die Natur eingepfropften Zweige: _________________________

4. Muss man Leben aus Gott haben, um ein Zeuge für Gott zu sein?

5. Abraham war ein treuer Zeuge. Wie nannten ihn seine Zeitgenossen?

6. Die Nachkommen Abrahams waren leider keine gute Zeugen für Gott. Warum nicht?

7. Was war der Höhepunkt der Bosheit Israels?

8. Was tat Gott mit den natürlichen Zweigen deshalb?

9. Durch das Ausbrechen der natürlichen Zweige verlor Israel seine Stellung als Zeugnis Gottes auf der Erde. Wer trat an ihre Stelle?

10. Warum haben die Christen keinen Grund, darauf stolz zu sein?

11. Ein Zweig des Ölbaums hat Anteil an der Fettigkeit des Ölbaums. Was bedeutet das?

12. Hat die Christenheit den Auftrag, ein gutes Zeugnis für Gott zu sein, erfüllt?

13. Was wird Gott deshalb tun?

14. Bedeutet das, dass Gläubige wieder verloren gehen können?

15. Nach dem antichristlichen Abfall der Endzeit wird Gott die gegen die Natur eingepfropften Zweige entfernen. Wer wird dann an ihre Stelle treten?

16. In welcher Zeit wird Israel wieder das Zeugnis Gottes auf der Erde sein?

17. Israel ist verhärtet, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird. Was heisst das?

18. Wem wird sich Gott dann wieder zuwenden?

19. Gott hat alle in den Unglauben eingeschlossen, um alle zu

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