5. Alle sind schuldig vor Gott (Kapitel 3,1-20)

1 Was ist nun der Vorteil des Juden oder was der Nutzen der Beschneidung? 2 Viel, in jeder Hinsicht. Denn zuerst einmal sind ihnen die Aussprüche Gottes anvertraut worden.

Juden und Heiden sind schuldig vor Gott, «denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott.» Der Gottesdienst der Juden kann nichts dazu beitragen, ihre Schuld vor Gott abzutragen, auch die Beschneidung nicht, denn Gott sieht das Herz an. Ein Jude könnte aber sagen: «Warum hat uns denn Gott eine so bevorzugte Stellung gegeben? Ist denn das alles wertlos?» Auf diese und ähnliche Fragen geht der Apostel Paulus jetzt ein.

Das grösste Vorrecht der Juden besteht darin, dass ihnen die Aussprüche Gottes anvertraut wurden. Israel geniesst noch weitere Vorzüge. Eine Aufzählung finden wir in Römer 9,4-5.

Mit «Aussprüche Gottes» ist nicht nur das Gesetz gemeint, das Gott durch Mose gegeben hat, sondern auch alles, was Gott später durch die Propheten mitgeteilt hat (Hebräer 1,1). Das alles ist schriftlich festgehalten und Israel anvertraut worden.

3 Was denn? Wenn einige nicht geglaubt haben, wird etwa ihr Unglaube die Treue Gottes aufheben?

Ein Jude war der Meinung, dass dieser besondere Vorteil schon ausreiche, um ihn von Gottes Gericht freizusprechen. Was hatte Israel jedoch mit den «Aussprüchen Gottes» gemacht? Hatten sie ihnen Glauben geschenkt? Waren sie treu geblieben? Nein. Angenommen, Gott würde sie ihrer Vorzüge wegen nicht richten, dann müsste Er sich selbst untreu werden und das Böse gutheissen. Dann würde «ihr Unglaube die Treue Gottes aufheben.» Aber Gott bleibt sich selbst und seinem Wort treu. Er wird das Böse richten. Er steht unverbrüchlich zu seinem Wort!

4 Das sei ferne! Gott aber sei wahrhaftig, jeder Mensch aber Lügner, wie geschrieben steht: «Damit du gerechtfertigt wirst in deinen Worten und überwindest, wenn du gerichtet wirst.»

So wahr es ist, dass Gott trotz der Untreue Israels die diesem Volk gegebenen Verheissungen erfüllen wird, ist es ebenso wahr, dass Er sein Urteil über die Sünde aufrechterhält. Sogar David hat Gott das Recht, ihn zu strafen, nicht abgesprochen, obwohl er als König eine gehobene Stellung bekleidete. Als er schwer gesündigt hatte und die Strafe Gottes erleiden musste, anerkannte er die Korrektheit von Gottes Handeln mit ihm mit den Worten aus Psalm 51,6: «Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen; damit du gerechtfertigt wirst, wenn du redest, für rein befunden, wenn du richtest.» Die Strafe, die David erfuhr, lässt erkennen, wie wahrhaftig und heilig Gott ist!

5 Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit erweist, was sollen wir sagen? Ist Gott etwa ungerecht, dass er den Zorn auferlegt? (Ich rede nach Menschenweise.) 6 Das sei ferne! Wie könnte sonst Gott die Welt richten? 7 Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lüge übergeströmt ist zu seiner Herrlichkeit, warum werde ich auch noch als Sünder gerichtet?

Genauso wie David als einzelner wegen seiner Sünde Gottes Zorn zu spüren bekam, lässt Gott Israel als Volk wegen seiner Untreue seinen Zorn erfahren. «Aber», so könnte jemand einwenden, «nach dem unmissverständlichen Zeugnis der Schrift sind wir Lügner und nur Gott ist wahrhaftig. Unsere Untreue ist vorausgesagt und dient dazu, Gottes Wahrhaftigkeit hervorzuheben. In diesem Fall ist es nicht richtig, wenn Gott uns dafür zur Rechenschaft zieht.»

Lasst uns mit einem Beispiel aus der Schrift die Bedeutung des 5. Verses erklären. Der Herr Jesus hat einmal gesagt: «Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie es beschlossen ist …» (Lukas 22,22). In Johannes 13,21 wird der Verräter angedeutet mit den Worten: «Wahrlich, wahrlich einer von euch wird mich überliefern» (siehe auch Markus 14,18). Hätte Judas deshalb sagen können: «Die Schrift sagt, dass Jesus verraten werden muss. Gott kann mich also nicht bestrafen, wenn ich Ihn verrate»? – Gewiss, Gott hat vorausgesagt, dass Jesus verraten würde, aber Er zwang Judas nicht dazu, es zu tun. Deshalb fährt der Herr in Lukas 22,22 fort: «… wehe aber jenem Menschen, durch den er überliefert wird!» Und in Matthäus 26,24 fügt Er noch hinzu: «Es wäre besser für jenen Menschen, wenn er nicht geboren wäre.»

Wenn ein Jude so überlegen würde, käme er in Widerspruch zu seiner eigenen Überzeugung. Dann könnte Gott auch die Heiden nicht strafen. Ihre Untreue hatte die Schrift ja auch vorausgesagt. Doch die Juden waren der festen Überzeugung, dass die Heiden Gottes Strafe verdienten. Das wird deutlich am Propheten Jona, der es nicht ertragen konnte, dass Gott die heidnische Stadt Ninive vom Gericht verschonte (Jona 1,3; 4,1-7).

8 Und ist es etwa so, wie wir gelästert werden und wie einige sagen, dass wir sprechen: Lasst uns das Böse tun, damit das Gute komme? – deren Gericht gerecht ist.

Hier wird argumentiert, dass ein Mensch sagen könnte: «Wenn wir das Böse tun, beweisen wir, dass Gottes Wort wahrhaftig ist, und dieses Vorgehen ist doch eine gute Sache.» Das ist in der Tat eine unsinnige Schlussfolgerung! Aber es gab Menschen, die behaupteten, dass der Apostel Paulus dies lehre. Genauso unsinnig ist die Bemerkung in Römer 6,1: «Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme?» Mit anderen Worten: Je mehr wir sündigen, desto deutlicher erscheint Gottes Gnade, denn Er schenkt jedes Mal Vergebung.

Ähnliche Einsprüche, wie der Apostel Paulus sie hier behandelt, hört man in etwas anderer Art auch heute noch. Die Menschen sagen: «Wenn Gott uns so geschaffen hat, dass wir sündigen können, dann kann Er uns doch nicht dafür verantwortlich machen!» Statt die Schuld bei sich zu suchen, beschuldigt man Gott. Und hinsichtlich der Lehre des Evangeliums, dass jemand, der an Jesus Christus glaubt, für ewig errettet ist, sagt man: «Dann kann man also ruhig drauflos sündigen.» Als ob wir in der Schrift nicht zahlreiche Beispiele hätten, wo Gott Gläubige, die in Sünde fielen, durch ein zeitliches Gericht heimsuchte. Durch solch frevelhafte Aussagen lässt der Mensch erkennen, dass ihm das Bewusstsein vollkommen abgeht, dass er es mit einem heiligen Gott zu tun hat.

9 Was nun? Haben wir einen Vorzug? Durchaus nicht; denn wir haben sowohl Juden als auch Griechen zuvor beschuldigt, dass sie alle unter der Sünde sind, 10 wie geschrieben steht: «Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; 11 da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. 12 Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.» 13 «Ihr Schlund ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handelten sie trügerisch.» «Schlangengift ist unter ihren Lippen.» 14 «Ihr Mund ist voller Fluchen und Bitterkeit.» 15 «Ihre Füsse sind schnell, Blut zu vergiessen; 16 Verwüstung und Elend ist auf ihren Wegen, 17 und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt.» 18 «Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen.»

Anhand von sechs Zitaten aus dem Alten Testament belegt Paulus in diesen Versen den schuldigen Zustand der ganzen Menschheit.

19 Wir wissen aber, dass alles, was das Gesetz sagt, es zu denen redet, die unter dem Gesetz sind, damit jeder Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei. 20 Darum, aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.

Wir sehen: Die Situation des Menschen ist vollkommen hoffnungslos. Es gibt für ihn keine Möglichkeit, durch eigene Mittel und Anstrengung mit Gott ins Reine zu kommen, auch nicht durch das Halten des Gesetzes. Das Gesetzt zeigt uns nur unsere Sündhaftigkeit auf.

1. Was ist das grösste Privileg der Juden?

2. Was ist mit den Aussprüchen Gottes gemeint?

3. Die Israeliten waren sich dieses Vorrechts bewusst. Was schreibt der Dichter von Psalm 147 in den letzten zwei Versen?

4. Was hatten die Israeliten versprochen, nachdem Gott ihnen das Gesetz gegeben hatte? (2. Mose 24,7; vgl. 24,3 und 19,8)

5. Hatten die Israeliten dieses Versprechen gehalten?

6. Damit erweist sich Gott als wahrhaftig, jeder Mensch aber als

7. Der allwissende Gott wusste zum Voraus, dass die Menschen seine Gebote nicht halten würden. Er hat es sogar vorausgesagt. Kann Er den Sünder trotzdem strafen?

8. Woher kommt das Böse im Leben der Menschen? (Matthäus 7,21-23)
Wir lernen daraus, dass wir Gottes Allwissenheit nicht gegen unsere Verantwortlichkeit ausspielen dürfen. Wir müssen beides stehen lassen.

9. Welche Schlussfolgerung zieht Paulus in Vers 9?

10. Ergänzen Sie: Da ist kein _______________ keiner, der _______________ ist; keiner, der __________ sucht. Alle sind _______________ alle sind _______________ geworden, keiner, der __________ tut.

Der Mensch als Person ist sündig!

11. Ihr _______________ ist ein offenes Grab, mit ihren _______________ handelten sie trügerisch. Schlangengift ist unter ihren _______________. Ihr _______________ ist voll Fluchen und Bitterkeit.

Das Reden der Menschen ist sündig!

12. Ihre _______________ sind schnell, um Blut zu vergiessen, Verwüstung und Elend ist auf ihren _______________ und den __________ des Friedens haben sie nicht erkannt.

Der Mensch ist gewalttätig!

13. Es keine Furcht __________ vor ihren Augen.

Auch das Innere des Menschen und seine Beweggründe sind sündig!

14. Alle Entschuldigungen und Rechtfertigungsversuche der Menschen sind zum Scheitern verurteilt: jeder Mund wird verstopft werden. Wie hat Hiob diese Erkenntnis ausgedrückt? (Hiob 9,3)

15. Wozu hat Gott das Gesetz gegeben?

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