In den Schriften des Neuen Testaments sehen wir klar, dass der erste Tag der Woche, der Sonntag, einen ganz besonderen und hervorragenden Platz unter den übrigen Tagen einnimmt. Es ist der Auferstehungstag des Herrn – jener herrliche Tag, der die gesegnete Tatsache verkündigt, dass der Tod überwunden, der Fürst dieser Welt gerichtet, jeder Glaubende gerechtfertigt ist und das ewige Leben besitzt.
- Es war an diesem ersten Tag der Woche, als der Herr sich den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus näherte, sie begleitete und ihnen die Schriften öffnete. Als der Tag sich neigte, kehrte Er auf ihr Bitten bei ihnen ein, und sie erkannten Ihn am Brechen des Brotes (Lukas 24).
- Am Abend desselben Tages, als die Jünger versammelt waren, trat Jesus plötzlich in ihre Mitte, begrüsste sie mit dem Frieden, den Er für sie gemacht hatte, und hauchte ihnen den Geist des Lebens ein.
- Wiederum am ersten Tag der Woche, acht Tage später, finden wir die Jünger versammelt und Jesus in ihrer Mitte. Er überzeugte Thomas von seiner Auferstehung und beschämte ihn wegen seines Unglaubens (Johannes 20).
- Es war der erste Tag der Woche, als die Jünger alle an einem Ort beisammen waren, dass der Heilige Geist auf sie herabkam, um für immer in den Herzen und in der Mitte der Gläubigen zu wohnen (Apostelgeschichte 2).
- Am ersten Tag der Woche kamen die ersten Christen zusammen, um das Brot zu brechen (Apostelgeschichte 20,7).
- In Bezug auf Geld-Sammlungen für die Gläubigen verordnete der Apostel in Korinth, wie er es auch in den Versammlungen in Galatien getan hatte, dass an jedem ersten Wochentag jeder, nach dem Gedeihen seines Erwerbs, bei sich zurücklegen solle (1. Korinther 16).
So ist also dieser erste Tag vor all den übrigen Tagen der Woche aufs glänzendste ausgezeichnet und geheiligt, das heisst von den anderen Tagen abgesondert worden im Hinblick auf die glorreiche Auferstehung des Herrn und durch seine gesegnete Gegenwart in der Mitte der Seinen, durch die Ausgiessung des Heiligen Geistes und durch das Zusammenkommen der Apostel und der ersten Christen, besonders zum Brechen des Brotes. Es kann auch noch hinzugefügt werden, dass der erste Tag der Woche im Buch der Offenbarung als der «Tag des Herrn», oder sagen wir besser: als der «dem Herrn gehörende Tag» bezeichnet wird. An diesem Tag war Johannes auf der Insel Patmos «im Geist» (in Verzückung) und empfing von Gott die herrliche Offenbarung, die Gegenstand jenes Buches ist (Offenbarung 1,10).
Wird es nun nach diesen einfachen und klaren Zeugnissen der Schrift für ein einfältiges Auge und ein nüchternes, Gott unterwürfiges Herz schwer sein zu verstehen, wie er den Sonntag, den ersten Tag der Woche, zur Ehre des Herrn zubringen sollte, wem er sich an diesem Tag zu widmen hat? Gewiss nicht! Doch ein einsichtsvoller Christ wird auch hierin einem gesetzlichen Geist fern bleiben. Er betrachtet die Feier dieses Tages eher als ein Dürfen und weniger als ein Müssen. Aber wir sollten uns auch nicht von einer falschen Freiheit hinreissen lassen!
Aus «Botschafter des Heils in Christo» Jahrgang 1876