Nichts ist dem Kreuz zu vergleichen: es ist sowohl die Gerechtigkeit Gottes gegenüber der Sünde als auch seine Gerechtigkeit im Vergeben der Sünde; es ist das Ende der Welt des Gerichts und der Anfang der Welt des Lebens; es ist das Werk, das die Sünde weggenommen hat und zugleich die grösste Sünde, die je begangen worden ist. Das Böse und das Gute begegneten sich auf dem Kreuz; dort wurde die Frage zwischen beiden entschieden, und jetzt handelt es sich für jeden darum, ob er sich zur Welt hält, die Christus verworfen hat, oder zu ihm, der die Welt richtet.
Zunächst war das Kreuz die völlige Entfaltung der Bosheit und Feindschaft des Menschen gegen Gott, die verächtliche Verwerfung eines Gottes, der sich in Liebe offenbart hatte. Für seine Liebe feindeten sie ihn an, vergalten ihm Hass. Die Obersten des Volkes und der Welt, das Volk selbst, die Soldaten, ja selbst die Jünger bewiesen in den verschiedenen Einzelheiten des Leidensweges des Herrn Jesus, dass im Menschen nur Böses ist. Ferner hat sich am Kreuz die Macht Satans völlig gezeigt; doch er wurde durch den Tod zunichtegemacht. Seine Absichten und Beweggründe sind dort offenbar geworden, so dass er schon gerichtet ist und für den Glauben überwunden (Johannes 12,31; 16,11; Hebräer 2,14.15).
Sodann sehen wir am Kreuz den vollkommenen Menschen wie nirgendwo sonst: vollkommene Liebe zum Vater; vollkommenen, unbedingten Gehorsam, und zwar gerade an der Stätte der Sünde und im Trinken jenes schrecklichen Kelches, den die Sünde so bitter machte. Das Kreuz war die Fülle und Vollendung aller moralischen Herrlichkeiten in ihm; deshalb sagte er gerade in dem Augenblick, als Judas hinausging, ihn zu verraten, was zu seiner Gefangennahme und Verurteilung zum Tod führte: «Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm» (Johannes 13,31). Der Sohn des Menschen war verherrlicht, indem er die sittliche Schönheit, die während seines ganzen Lebens aus ihm hervorstrahlte, in ihrer ganzen Vollendung darstellte. Kein Strahl dieser Herrlichkeit durfte in jener Stunde seiner tiefsten Erniedrigung fehlen, in der der letzte Strahl dieser Herrlichkeit hervorleuchten sollte, um ihren Glanz zu vollenden.
Aber auch Gott wurde verherrlicht, weil alles was von ihm war, aufrechterhalten oder entfaltet wurde. Seine Rechte wurden aufrechterhalten, seine Güte entfaltet. Gnade und Wahrheit, Gerechtigkeit und Friede wurden aufrechterhalten und befriedigt. Gottes Wahrheit, Heiligkeit, Liebe, Majestät und Herrlichkeit – mit einem Wort, alles was Gott ist, wurde in einer Weise und in einem Licht offenbart und verherrlicht, wie es durch nichts anderes hätte geschehen können. «Das Kreuz ist das moralische Wunder des Weltalls.»
Das Wegtun unserer Sünden ist nur ein kleiner Teil der Herrlichkeit des Kreuzes; es ist die Grundlage der ewigen Herrlichkeit und Glückseligkeit, die Grundlage für die «Abschaffung der Sünde», und die Versöhnung und Wiederherstellung aller Dinge (Hebräer 9,26; Johannes 1,29). Es ist der Mittelpunkt des Weltalls und der Massstab für alle Dinge. Das ist «das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus»! Es steht in der Geschichte der Ewigkeit allein da. Sein wunderbares Ergebnis ist: der Mensch in Gottes Herrlichkeit.
Möchte unser Inneres mehr davon ergriffen sein und das Licht der Herrlichkeit Christi uns erleuchten, dass das Kreuz und die Herrlichkeit unser Leben gestalten (Philipper 3). Und mögen die Sünder es wissen: Sein Kreuz beansprucht nicht das Mitgefühl der Menschen, sondern ihren Glauben. Wenn auch in Schwachheit vollendet, ist es doch die Säule, auf der die Schöpfung Gottes in Ewigkeit ruhen soll.