1. Die Auferstehung Christi
Die Auferstehung Jesu Christi bildet ein Kernstück unseres Lebens. Der grosse Apostel Paulus sagt: «Dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst» (Römer 10,9). Timotheus, seinem geliebten Kind, ruft er zu: «Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten» (2. Timotheus 2,8).
Alle vier Evangelien geben am Schluss den Bericht über das leere Grab, bezeugen also die leibliche Auferstehung Jesu. «Er ist auferstanden, er ist nicht hier.» «Was sucht ihr den Lebendigen unter den Toten?» So lautete die Botschaft am geöffneten Grab. Schon bei der Tempelreinigung hatte Er den Juden gesagt: «Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten … Er aber sprach von dem Tempel seines Leibes» (Johannes 2,19.21). Die zwei Männer in strahlenden Kleidern mussten an seine Worte erinnern: «Der Sohn des Menschen muss in die Hände sündiger Menschen überliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen» (Lukas 24,7).
Doch nicht nur bezeugten das offene Grab, die Leinentücher und die himmlischen Boten das grosse Wunder, die Jünger sollten Ihn selbst als den Auferstandenen sehen. In 1. Korinther 15, wo Paulus ein siebenfaches Zeugnis von der Auferstehung des Herrn bringt, lesen wir, «dass er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übrig geblieben, einige aber auch entschlafen sind. Danach erschien er Jakobus, dann den Aposteln allen; am Letzten aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir.» Und gerade der zuerst und der zuletzt Aufgezählte der Apostel geben immer wieder Zeugnis davon, dass Gott Ihn auferweckt hat. Lesen Sie dazu Apostelgeschichte 3,14.15; 4,10; 5,30.31; 10,40; 13,30; 17,31; Römer 4,24.
Und welcher Art war seine Auferstehung? «Seht meine Hände und meine Füsse, dass ich es selbst bin; betastet mich und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie ihr seht, dass ich habe», sagte der Auferstandene, als Er in die Mitte der Zwölf trat. «Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? Sie aber reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch und von einer Honigscheibe; und er nahm es und ass vor ihnen» (Lukas 24,39.41-43). Es stand kein Geist vor ihnen, sondern ein wirklicher, körperhafter Mensch. Seine Auferstehung war eine leibliche. Doch wird uns nicht nur gesagt, dass Gott Ihn auferweckt hat, Er ist auch «als Sohn Gottes in Kraft erwiesen dem Geist der Heiligkeit nach durch Toten-Auferstehung» (Römer 1,4). Er ist als der Stärkere in das Bollwerk Satans eingedrungen und hat durch seinen Tod und seine Auferstehung die Macht des Feindes zerstört. Als Sieger über Tod und Grab hat Er Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht durch das Evangelium.
Ein wichtiger Bestandteil der Verkündigung des Evangeliums ist also, dass Er aus den Toten auferweckt ist. Paulus gibt die Begründung: «Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig; ihr seid noch in euren Sünden» (1. Korinther 15,17), und in Römer 4 sagt er: «Der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist» (Vers 25). Unsere Sünden hatten Ihn ins Grab gebracht. Doch Gott drückt gewissermassen seinem Werk das Siegel auf, indem Er Ihn in seiner Macht aus dem Bereich des Todes hervorbringt, nachdem Er durch das Opfer Christi völlig befriedigt worden ist. Sein Werk, ja Er selbst, der es vollbracht hat, dient zu unserer Rechtfertigung. «Christus ist aus den Toten auferweckt», darüber darf der Glaube sich freuen, er kennt einen auferweckten und verherrlichten Herrn.
2. Die Auferstehung der Toten
Die Auferstehung der Toten überhaupt steht in Verbindung mit dem Menschen, mit Christus. «Denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten» (1. Korinther 15,21). Durch Adam kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben (Römer 5,12). Christus, der letzte Adam, der Mensch vom Himmel, kam auf die Erde und hat da, wo der Mensch ungehorsam war, Gott in seinem Leben und in seinem Tod vollkommen verherrlicht. Gott hat Ihn auferweckt, «und er hat ihm Gewalt gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.» Darum konnte Er sagen, dass «alle die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden» (Johannes 5,27-29).
Der verherrlichte Menschensohn ist also der, durch den die Auferstehung der Toten erfolgen wird. Wann und wie wird das sein? Die landläufige Meinung in der Christenheit ist, dass am Ende alle Toten gleichzeitig auferstehen werden. Die Belehrungen des Wortes Gottes besagen jedoch unzweideutig, dass dies nicht der Fall ist. Es unterscheidet die «Auferstehung des Lebens» und die «Auferstehung des Gerichts», und diese finden nicht zur gleichen Zeit statt.
Auch hier geht es um die Auferstehung des Leibes. An die Römer z.B. schreibt Paulus: «Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.» In 1. Korinther 15 heisst es: «Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib. Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistigen.» Und in Philipper 3,20.21: «Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.»
3. Die Auferstehung des Lebens
Sie ist die Auferstehung derer, die im Besitz des ewigen Lebens ihr leibliches Leben auf dieser Erde beendet haben und einer herrlichen Zukunft gewiss sind. Durch den Glauben an Christus und sein Erlösungswerk sind sie «aus dem Tod in das Leben übergegangen».
Diese Auferstehung heisst auch die «Auferstehung aus den Toten». Als der Herr einmal sagte, dass der Mensch aus den Toten auferstehen würde, «befragten sie sich untereinander: Was ist das: aus den Toten auferstehen?» Im oben erwähnten Kapitel 1. Korinther 15 lesen wir: «Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt» (Vers 20). Das kann gewiss nur die Bedeutung haben, dass bei seiner Auferweckung Er als einziger aus den Toten hervorkam. Er war der «Erstling» (Vers 23). In Kolosser 1 wird Er auch «der Erstgeborene aus den Toten» genannt.
In Lukas 20 sagt der Herr: «Die aber würdig geachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten» (Vers 35). Es gibt also solche, die auch «aus den Toten auferstehen» werden, das heisst an der Auferstehung teilhaben werden, bei der die übrigen der Toten nicht lebendig werden (Offenbarung 20,5). Wenn der Herr «der Erstling der Entschlafenen» genannt wird, ist das die Gewähr, dass viele Ihm folgen werden. Er ist die Erstlingsfrucht der grossen Ernte, die bei der Auferstehung aus den Toten stattfindet.
Die Bezeichnung «Entschlafene» findet nie Anwendung auf Ungläubige. Zwar gehören die Gläubigen des Alten Testaments auch dazu, aber erst nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn wird diese Bezeichnung für die abgeschiedenen Gläubigen gebraucht (Apg 7,60; 1. Thessalonicher 4,13.14.15; 1. Korinther 15,18.51).
«Denn wie in dem Adam alle sterben, so werden in dem Christus auch alle lebendig gemacht werden.» Adam ist das Haupt des gefallenen, sündigen Menschengeschlechtes; sie alle sterben. Christus ist das Haupt der göttlichen Familie, d.h. aller derer, die Ihm angehören, denen Er Leben geben konnte, und diese alle werden in der Auferstehung des Lebens lebendig gemacht werden. Wenn von ihnen die Rede ist, schreibt Paulus: «Der Erstling, Christus; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft» (1. Korinther 15,23).
Seine Ankunft gilt den Gläubigen und wird uns in 1. Thessalonicher 4,15-18 beschrieben. (Siehe auch 1. Korinther 15,51-57.) Dann wird seine Stimme in die Gräber dringen, und alle werden hervorkommen, die an der Auferstehung des Lebens teilhaben. «Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen» (1. Thessalonicher 4,16).
Von der Auferstehung aus den Toten wird abschliessend gesagt: «Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung» (Offenbarung 20,5). In Vers 4 ist dort noch die Rede von den «Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet waren, und die, die das Tier nicht angebetet hatten, noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und an ihre Hand» (vgl. Offenbarung 6,9; 13,15). Auch sie leben jetzt und nehmen an der Herrschaft in der tausendjährigen Segnungszeit teil. Sie haben nach der Aufnahme der Braut während der Drangsalszeit, in der die Predigt vom kommenden Reich wieder aufgenommen wird, ihr Leben lassen müssen und dürfen nun mitherrschen. Alle, die vor dem Tausendjährigen Reich auferstehen, gehören zur ersten Auferstehung. Diese erfolgt also in mehreren Etappen: Der Erstling ist Christus, dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft, dann die, die in der Drangsalszeit um Christi willen ihr Leben liessen.
«Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt.» Der zweite Tod ist der Feuersee (Offenbarung 20,14), das sichere Teil aller, die dem Evangelium nicht geglaubt haben.
4. Die Auferstehung des Gerichts
«Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod» (1. Korinther 15,26). Ist der Tod nicht mehr, so bedeutet das Auferstehung; denn die Herrschaft des Todes über seine Besitztümer ist zerstört. Christus ist alle Gewalt gegeben über alles Fleisch, darum werden «alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören.»
«Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren» (Offenbarung 20,5). Der Auferstehung aus den Toten oder der ersten Auferstehung folgt also die Auferstehung der Toten allgemein. Es sind «die übrigen der Toten», alle, die das ewige Leben nicht besitzen. Diese zweite Auferstehung findet somit mehr als tausend Jahre nach der ersten statt. Sie ist «die Auferstehung des Gerichts».
Das Gericht wird in Offenbarung 20,11-15 geschildert. Am grossen weissen Thron findet die Abrechnung mit allen statt, die Christus verwarfen. Auf dem Thron sitzt der, der einst auf Golgatha starb, der aber auferstanden ist und dem alle Gewalt und Macht und alles Gericht übergeben ist. Nicht mehr als rettender und suchender Heiland, sondern als unbestechlicher, gerechter Richter wird Er allen, die dann auferstehen, zum Gericht begegnen. «Die Toten wurden gerichtet, nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken … Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.»
Furchtbares Ende derer, die nicht geglaubt haben: der Feuersee! Keine Vernichtung, keine Hoffnung auf Änderung, sondern «ewige Pein».
Aus «Ermunterung und Ermahnung», Jahrgang 1964