Ich bin … die Wahrheit

(Johannes 14,6)

Wenn der Mensch in seinem natürlichen Zustand unfähig ist, durch eigene Anstrengungen den Weg zu finden, der zu Gott führt, so ist er ebenso wenig in der Lage, die Wahrheit zu erkennen. Er kann es umso weniger, als er ein Sklave des «Vaters der Lüge» ist (Johannes 8,44).

Doch hat uns Gott in seiner Gnade in Christus die Gabe der Wahrheit gegeben, die vollkommene Offenbarung dessen, was Er ist, und seiner Gedanken über alle Dinge. «Die Wahrheit ist in dem Jesus» (Epheser 4,21). Daher konnte der Herr Jesus sagen: «Ich bin … die Wahrheit.» So wie Christus der einzige Weg ist, auf dem wir Gott nahen können, so können wir auch den Vater nicht anders erkennen als nur in Ihm.

Während seines Dienstes hier auf der Erde hat der Herr nicht aufgehört, der Wahrheit Zeugnis zu geben, trotz des Widerstandes seiner Widersacher (Johannes 18,37). In seinen Worten und in seinen Werken, aber auch in dem, was Er in sich selbst war, machte Er die Wahrheit kund, die Er von Gott gehört hatte (Johannes 8,40). Als die Juden Ihn fragten: «Wer bist du?», antwortete Er ihnen: «Durchaus das, was ich auch zu euch rede» (Johannes 8,25). Weil Er die Wahrheit war, offenbarten seine Worte in absoluter Weise, was Er in seinem Wesen war. Annehmen, was Er sagte, bedeutete zu erkennen, was Er war. Deshalb hören wir Ihn im Johannesevangelium mehrmals wiederholen: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch.» Denen, die an Ihn glaubten, sagte Er: «Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen» (Johannes 8,31). Der wahre Jünger verharrt im Wort des Herrn, und die Erkenntnis kommt durch die Gemeinschaft mit Ihm. Das Geheimnis der Glückseligkeit besteht darin, fortwährend vor dem Herrn zu sein und zu seinen Füssen zu bleiben, um auf sein Wort zu hören.

Die Wahrheit ist der Ausdruck der Wirklichkeit, so wie Gott sie sieht. Gott ist also die Quelle der Wahrheit. «Der mich gesandt hat, ist wahrhaftig» sagt der Herr Jesus (Johannes 8,26). Gott offenbart uns die Wahrheit

  • in Christus: «Ich bin die Wahrheit» (Johannes 14,6),
  • in seinem Wort: «Dein Wort ist Wahrheit» (Johannes 17,17),
  • durch den Heiligen Geist: «Der Geist ist die Wahrheit» (1. Johannes 5,6).

In Christus hat uns Gott seine Gerechtigkeit, seine Heiligkeit, seine Macht, seine Herrlichkeit, seine Majestät, seine Liebe, seine Gnade kundgemacht. Christus ist hier auf der Erde das gewesen, was Er von Ewigkeit her war: das Bild des unsichtbaren Gottes, die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit, der Abdruck seines Wesens, und in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Aber in Ihm, dem vollkommenen Menschen, erkennen wir auch die Wahrheit in Bezug auf den Wandel. Heiligkeit, Licht, Gerechtigkeit, Gehorsam, Abhängigkeit, Demut, Freude, Frieden, tätige Liebe und Gnade – Christus hat eine Fülle von Vollkommenheiten offenbart, die Gott völlig verherrlicht und das Herz des Vaters erfreut haben. Darum hören wir diesen zweimal ausrufen: «Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.»

Im Wort finden wir Christus selbst, die Wahrheit. Die Seele, die sich seiner Wirksamkeit demütig unterwirft, macht Fortschritte in der Heiligung. In seinem hohepriesterlichen Gebet richtet der Herr Jesus die Bitte an Gott, die Seinen durch die Wahrheit zu heiligen, und Er fügt hinzu: «Dein Wort ist Wahrheit.» Nur die fortwährende Anwendung dieses Wortes auf uns selbst und auf alle unsere Handlungen kann uns vor dem Bösen bewahren und aus uns «Gefässe zur Ehre, … geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereit» machen (2. Timo­theus 2,21). Daher ist der Gehorsam gegenüber dem Wort die Bedingung für unser ganzes christliches Leben.

Schliesslich ist der Geist die Wahrheit; Er ist der Geist der Wahrheit, der uns «in die ganze Wahrheit leitet.» Er gibt Christus Zeugnis, dem verherrlichten Menschen zur Rechten Gottes. Er nimmt, was Christi ist und teilt es uns mit. Er entfaltet vor uns die himmlischen Herrlichkeiten Christi und verherrlicht Ihn auf diese Weise.

Reich an solchen Gnaden, werden wir den heiligen Wunsch haben, in der Erkenntnis Christi, in der Wahrheit zu wachsen, aber auch «in ihm zu wandeln.»

Aus «Ich bin …» von Marc Tapernoux, Beröa-Verlag, 1979

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