Licht

Das Zeugnis der Schöpfung

Das Zeugnis der Schöpfung ist eindringlich und daher unüberhörbar; alle Menschen, auch die Heiden, sind verantwortlich, es anzunehmen. «Das Unsichtbare von ihm (Gott), wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden» (Römer 1,20). Die Schöpfung predigt also deutlich zwei Dinge: erstens, dass ihr Urheber von ewiger Kraft ist, und zweitens, dass Er unendlich hoch über uns Menschen steht, dass Er also Gott ist. Sie redet nicht von «einem höheren Wesen», das wäre zu wenig gesagt, sondern von ihrem Urheber als jemandem, der über alle Begriffe gross und erhaben ist. Dieser Allmächtige und Allwissende lenkt den Blick der Menschen auf seine Werke: «Hebt zur Höhe eure Augen empor und seht: Wer hat diese da geschaffen? Er, der ihr Heer herausführt nach der Zahl, ruft sie alle mit Namen: Wegen der Grösse seiner Macht und der Stärke seiner Kraft bleibt keines aus» (Jesaja 40,26). Wenn man die Wunder der Sternenwelten betrachtet, wenn man die Vielfalt des Lebens in seinen verschiedenen Organismen ansieht, muss man sich – wenn man aufrichtig ist – sagen, dass der Urheber der zahllosen Schöpfungswunder, sei es im Grössten oder im Kleinsten, im Belebten oder Unbelebten, nicht nur um einige Grade oder Stufen höher ist als wir selbst, sondern dass Er unendlich hoch, dass Er Gott ist. Sollten wir Ihm nicht in allen Nöten und Schwierigkeiten vertrauen?

Das Zeugnis des Sohnes Gottes

«Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis – nicht aus der Finsternis, sondern aus Finsternis überhaupt – leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi» (2. Korinther 4,6). Aus diesem so wichtigen Wort ersehen wir, dass es ausser dem natürlichen Licht das noch herrlichere geistliche Licht gibt. Es besteht in der Erkenntnis Gottes und alles dessen, was von Ihm ausgeht. Hier ist es besonders noch die Offenbarung Gottes in der Person seines Sohnes, so dass der Heilige Geist den Ausdruck «Lichtglanz» verwendet als Beweis dafür, dass Gott seine Weisheit und Liebe kundtat, als der Mensch unter die Macht Satans und der Sünde gekommen war. Die Weisheit Gottes hatte schon für diesen hoffnungslos scheinenden Fall einen Plan zur Rettung des Sünders gefunden, doch dieser konnte nicht durch machtvolle Worte, wie bei der Schöpfung, sondern nur durch die Hingabe des Sohnes Gottes verwirklicht werden. Hier tritt die Herrlichkeit Gottes in ihrem höchsten Glanz hervor. Der verlorene Mensch, der zum Erlösungswerk Christi in Anerkennung seiner Schuld Zuflucht genommen hat, erkennt diese Fülle an Licht meist nicht sofort, sondern erst später nach näherer Betrachtung von dem, was auf Golgatha geschah und was dieses Werk nötig machte. Und es ist geradezu der Zweck, weshalb Gott in unsere finsteren Herzen geleuchtet hat, dass wir das glänzende Licht der Herrlichkeit Gottes in der Person seines Sohnes erkennen und geniessen. Wie bedauerlich ist es, wenn Kinder Gottes nur eben wissen, dass der Herr Jesus für ihre Sünden gestorben ist, ohne dass sie einen klaren Begriff von der Entfaltung der Weisheit, Macht und Liebe Gottes haben!

Als der Herr Jesus auf dieser Erde war, war Er das Licht der Menschen; die Finsternis hat das Licht aber nicht erfasst, die Menschen wollten es nicht haben, weil ihre Werke böse waren. Nur wenige nahmen Ihn an, liebten Ihn, das Leben und das Licht, der auch die Liebe Gottes kundtat, so dass Er sagen konnte: «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen» (Johannes 14,9). Er legte Zeugnis ab vom Vater, zeigte auch, wer Gott ist. Er konnte sagen: «Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben» (Johannes 8,12).

Das Zeugnis der Christen

In Matthäus 5,14 sagt der Herr zu seinen Jüngern: «Ihr seid das Licht der Welt.» Was war das nun für Licht, das die Jünger, und damit auch wir, in die dunkle Welt ausstrahlen sollten? Es war das Zeugnis von der Person des Herrn Jesus, von seinem Charakter und von seinem Dienst. Durch die Verkündigung hiervon verbreiteten sie Licht in die sittliche Finsternis der Menschen dieser Welt. Auch unsere hohe Aufgabe ist es, dies zu tun und «wie Lichter in der Welt» zu scheinen, «darstellend das Wort des Lebens», d.h. den Herrn Jesus. Das «Darstellen» betrifft weniger das Zeugnis des Mundes, das Bekenntnis der Lippen, sondern bezieht sich mehr auf den Wandel des Gläubigen, «untadelig und lauter» zu sein, «unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts» (Philipper 2,15.16). Bekenntnis und Wandel müssen in Übereinstimmung sein, und wie sehr müssen wir uns anklagen, dass unser praktisches Verhalten gegenüber unseren Worten oft zurückbleibt! Der Herr Jesus konnte sagen: Ich bin durchaus das, was Ich zu euch rede; niemand konnte Ihn einer Sünde überführen. Mögen wir doch alle das ernste Begehren haben, den Herrn durch unser Betragen und durch unsere Gesinnung zu verherrlichen, Ihn darzustellen, so dass seine Wesenszüge an uns zu sehen sind! Wahrlich, eine hohe und schwere Aufgabe, für deren Erfüllung wir den Beistand des Heiligen Geistes sehr benötigen, der in uns wohnt und uns leitet! Jeder von uns ist dem Herrn und auch der Welt gegenüber schuldig, ein solches Licht zu sein.

So soll der Weg des Christen durch Licht gekennzeichnet sein; durch ihn soll göttliches, himmlisches Licht verbreitet werden. Den Ephesern wird gesagt: «Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts (denn die Frucht des Lichts besteht in aller Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit), indem ihr prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist» (Epheser 5,8-10). Der Jünger des Herrn soll auch, wie Er, gütig, gnädig und barmherzig sein, ohne der Wahrheit Abbruch zu tun. Es ist sehr bezeichnend, dass die genannten drei Stücke die Frucht des Lichts sind. Der Gläubige tut dies, auch wenn er sich selbst verleugnen muss, im Blick auf die Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit; dann werden auch wir mit Ihm offenbar werden, dann wird das gesehen werden, was seine Gnade in uns bewirken konnte. «Aus mir wird deine Frucht gefunden», sagt der Herr (Hosea 14,9).

Das Ziel der Erlösten ist, bei ihrem Herrn zu sein, Ihn zu schauen in Herrlichkeit. Dies wird ihr höchster Genuss, ihre grösste Freude sein, was der Heilige Geist im letzten Kapitel der Schrift mit den Worten andeutet: «Seine Knechte … werden sein Angesicht sehen» (Offenbarung 22,3.4). In der Betrachtung seiner Person werden sie die höchsten Erkenntnisse geniessen, soweit es dem begrenzten Fassungsvermögen des Geschöpfes möglich sein wird. In Psalm 36,10 wird dieser Gedanke in bewunderungswürdiger Kürze ausgedruckt: «in deinem Licht werden wir das Licht sehen.» Das Anschauen seiner Person in ihrem Wesen und Tun wird den Erlösten die höchste Glückseligkeit bedeuten, und das für ewig.

Aus «Ermunterung und Ermahnung», Jahrgang 1977, Seite 155

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