Was ist die Welt?

Es gibt wohl kaum einen Begriff, der so oft unrichtig erklärt wird wie «Welt» oder «Weltlichkeit».

Das Wort Gottes aber hat den Begriff «Welt» mit vollkommener Genauigkeit umschrieben, wenn es damit alles das bezeichnet, was «nicht von dem Vater ist». Es sagt: «Alles, was in der Welt ist, … ist nicht von dem Vater» (1. Joh 2,16).

Die Welt ist der Bereich, der gebildet wurde, um die natürlichen Wünsche und Begierden des Menschen zu befriedigen – «die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und den Hochmut des Lebens.» Die Welt schenkt dem Willen des Vaters keinerlei Beachtung. Sie kümmert sich nicht darum. Die Welt und der Vater sind einander völlig entgegengesetzte Pole. Je tiefer und inniger meine Gemeinschaft mit dem Vater ist, desto schärfer und sicherer wird mein Sinn beurteilen können, was weltlich ist. Diese innere Erkenntnis durch den Heiligen Geist ist der göttliche Weg der Belehrung des Kindes Gottes über das, was Welt und was weltlich ist. Da gibt es keine gedruckte Liste von Abgrenzungen und Begrenzungen.

Je mehr ich mich der Liebe des Vaters erfreue, desto mehr werde ich auch ablegen, was von der Welt ist, überzeugt, dass es nicht von dem Vater ist. Und soweit ich befreit bin vom Einfluss dessen, was in der Welt ist, wird die Liebe des Vaters in mir wohnen können.

Aber wer wird mir den Vater und die Liebe des Vaters offenbaren? Der Sohn. Wie wird der Sohn es tun? Durch die Kraft des Heiligen Geistes. Aber wie wird der Heilige Geist dies zustande bringen? Dadurch, dass Er uns die Schriften öffnet.

Daraus geht hervor, dass in dem Mass, wie ich durch die Tätigkeit eines ungetrübten Geistes die Offenbarung des Vaters durch den Sohn empfange, ich befähigt bin, genauer zu beurteilen, was von der Welt ist. Dadurch wird das geistliche Unterscheidungsvermögen in mir empfindsamer und feiner.

Es gibt keine andere Methode zum Definieren von «Welt» und «Weltlichkeit». Jemand hat gesagt, die Welt sei eine Skala von Schattierungen, die von weiss bis zu schwarz reicht. Wie schwierig ist es da zu sagen, wo die Schattierungen von grau und schwarz beginnen!

Aber wenn auch keine allen sichtbare Demarkationslinie besteht, die uns anzeigt, wo «Welt» und «Weltlichkeit» beginnen, so schreckt doch die zarte Empfindlichkeit der göttlichen Natur sofort vor allem zurück, was von der Welt ist, in welcher Schattierung und in welchem Grad sie sich auch zeigen mag. Um von jeder Form der Weltlichkeit frei zu bleiben, haben wir also nötig, die Regung dieser Natur zu respektieren, die durch den Heiligen Geist und das Wort erleuchtet ist.

Wenn wir mit Gott wandeln, werden wir nicht mit der Welt wandeln. Wenn wir den Vater lieben, werden wir nicht die Welt lieben. Künstliche Abgrenzungen und strenge Regeln sind von keinem Nutzen; sie sind der Freiheit des Geistes entgegengesetzt und stehen im Gegensatz zum Leben, das Gott uns in seinem Sohn gegeben hat und das seine Freude im Willen Gottes findet.

Lasst uns doch daran denken: «Die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit»! (1. Joh 2,17).

C. H. Mackintosh

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