10. Der Tisch des Herrn

1. Einleitung

Bereits in der vorangehenden Lektion haben wir darauf hingewiesen, dass die Feier, die in der Schrift «Brotbrechen» genannt wird, zwei Seiten hat. Die eine Seite, das «Mahl des Herrn», hat uns in der 9. Lektion beschäftigt. Die andere Seite, der «Tisch des Herrn», ist in dieser Lektion Gegenstand unserer Betrachtung.

«Mahl des Herrn» und «Tisch des Herrn» sind, obwohl die Handlung dieselbe ist – wir essen von dem einen Brot und trinken alle aus dem Kelch – doch nicht dieselbe Sache. Beide Begriffe unterscheiden sich wesentlich voneinander. Als der Herr das Abendmahl einsetzte, hören wir vom «Tisch des Herrn» noch kein Wort. Wir finden diesen Ausdruck im Neuen Testament einzig in 1. Korinther 10,21. Im Alten Testament wird er auf den Altar angewandt, auf die Stätte, wo die Opfer und das Räucherwerk dargebracht wurden (Maleachi 1,7.12; Hesekiel 41,22; 44,16). Das Mahl des Herrn ist, wie wir in der letzten Lektion festgestellt haben, das Gedächtnis an den gekreuzigten Herrn und die Verkündigung seines Todes. Der «Tisch des Herrn» ist, um es vorweg zu sagen, die Darstellung, der öffentliche Ausdruck davon, dass alle Erlösten Glieder an dem einen geistlichen Leib sind, von dem der Herr Jesus das verherrlichte Haupt ist. Aber auch die Gemeinschaft der Gläubigen mit dem Herrn und untereinander wird dabei sichtbar zum Ausdruck gebracht.

Beide Seiten des Brotbrechens sind nicht nur mit Vorrechten, sondern auch mit ernsten Verantwortlichkeiten verbunden. Beim «Mahl des Herrn» hat die Verantwortlichkeit eher persönlichen, beim «Tisch des Herrn» mehr kollektiven Charakter.

2. Bedeutung des Begriffs «Tisch des Herrn»

Dass man dieses Wort nicht in buchstäblichem Sinn zu verstehen und an ein Möbelstück zu denken hat, auf dem Brot und Kelch stehen, braucht hier wohl nicht gesagt zu werden. Es ist ein bildlicher, die Gemeinschaft darstellender Ausdruck, die Gemeinschaft, die wir als Erlöste mit dem Herrn Jesus, dem Herrn des Tisches, und untereinander haben. Es gibt nur eine Grundlage, auf der wahre, christliche Gemeinschaft möglich ist, nämlich das vollgültige Opfer unseres Herrn Jesus Christus, und alle Gläubigen auf der ganzen Erde sind Glieder an dem einen Leib. Folglich kann es nur einen Tisch des Herrn geben. Nirgends in der Schrift kommt dieser Ausdruck in der Mehrzahl vor! Wohl kommen Gläubige an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten zusammen, um das Brot zu brechen, aber es wäre völlig abwegig, deswegen von mehreren Tischen zu sprechen.

3. Warum sprach der Herr nicht selbst von seinem Tisch?

Die Antwort ist wohl folgende: «Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten» (Johannes 16,12.13). Bevor nicht das Sühnungswerk vollbracht, bevor nicht der Herr Jesus als der Auferstandene in den Himmel aufgefahren war und von dort den Heiligen Geist herabgesandt hatte, war eine Belehrung über die Versammlung oder Gemeinde nicht möglich. Es gefiel Gott, erst Jahre nach der Bildung des Leibes Christi – was am Pfingsttag geschah – die Belehrungen über Christus und seine Versammlung durch den Apostel Paulus zu schenken. Paulus sollte als Diener der Versammlung oder Gemeinde das Wort Gottes «vollenden» (Kolosser 1,25), das heisst, dem Kanon des Neuen Testaments jenen Teil hinzufügen, der ihm direkt vom erhöhten und verherrlichten Herrn offenbart worden war – das Geheimnis von Christus und der Versammlung. Deshalb gab Gott nur durch den Apostel Paulus Belehrungen über den Tisch des Herrn. Das «Mahl des Herrn» wurde wohl vom Herrn selbst eingesetzt, aber die eigentlichen Belehrungen darüber sind uns ebenfalls durch den Dienst des Paulus zuteilgeworden.

Die uns durch den Apostel hinterlassenen Belehrungen über den Tisch des Herrn sind uns in 1. Korinther 10,14-22 aufgezeichnet. Vielleicht sind Sie mit diesem Abschnitt bereits vertraut. Auf jeden Fall empfehlen wir Ihnen, ihn mehrmals aufmerksam durchzulesen.

4. «Darum, meine Geliebten …» (1. Korinther 10,14a)

Der Abschnitt in 1. Korinther 10, der vom Tisch des Herrn handelt, wird mit dem Wort «darum» eingeleitet. Damit wird eine Verbindung mit den vorangehenden Versen hergestellt, die uns ein warnendes Beispiel aus der Wüstenreise des Volkes Israel geben. In den Versen 1-4 werden verschiedene Vorrechte aufgeführt, die dieses Volk empfangen hatte, nachdem es aus Ägypten gezogen war. Man hätte erwarten können, dass es deswegen seinem Gott besonders treu war. Aber das war leider nicht der Fall. Darum «hatte Gott an den meisten von ihnen kein Wohlgefallen, denn sie sind in der Wüste niedergestreckt worden» (Vers 5). Aus den falschen Verhaltensweisen des Volkes Israel in der Wüste sollten die Korinther die richtigen geistlichen Schlussfolgerungen zu ziehen. Der Apostel warnt sie – und damit auch uns – davor, nach bösen Dingen zu gelüsten, und zählt einige Beispiele auf:

  • «Werdet auch nicht Götzendiener …» (Vers 7)
  • «Lasst uns auch nicht Hurerei treiben …» (Vers 8)
  • «Lasst uns auch den Christus nicht versuchen …» (Vers 9)
  • «Murrt auch nicht …» (Vers 10)

Auf diese Ermahnungen folgt die Schlussfolgerung, die der Apostel daraus zieht (Vers 11): «Alle diese Dinge widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist». Die Geschichte des Volkes Israel steht als ein warnendes Beispiel auch vor uns, und der Geist Gottes hat diese Begebenheiten niederschreiben lassen, damit wir zur Wachsamkeit angespornt werden.

5. «Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst» (1. Korinther 10,14)

Der Götzendienst bedeutete die grösste Gefahr für die Korinther. Ihn sollten sie vor allem fliehen. Unter dem Einfluss des Teufels haben die Menschen wissentlich ihren Schöpfer, der durch seine Werke erkannt werden kann, verlassen und haben sich Götter nach ihren eigenen Vorstellungen gemacht. In Römer 1,18-32 erinnert uns der Apostel Paulus daran. Wohl sagt er in 1. Korinther 8,4 «dass ein Götzenbild nichts ist in der Welt», nur ein Stück Holz, Metall oder Stein. Aber hinter jedem Götzen steht ein Dämon, und so gesehen opfern die Heiden das, was sie darbringen, den Dämonen.

Was ist eigentlich Götzendienst? Dieses Wort meint die Verehrung von Bildern und Gegenständen, von Sichtbarem. Götzendienst ist alles, was in unserem Leben an die Stelle Gottes gesetzt wird, alles, was Macht über uns ausübt, um uns vom Herrn abzuziehen, seien es materielle oder ideelle Dinge. Wenn ein Mensch, auch wenn er sich Christ nennt, etwas mehr verehrt als Gott, praktiziert er Götzendienst. Auch als Christen können wir vom Götzendienst angesteckt werden. Würden wir doch die Warnungen auch des Alten Testaments ernster nehmen! «Du sollst mit ihnen (den Feinden des Volkes Gottes) und mit ihren Göttern keinen Bund schliessen. Sie sollen nicht in deinem Land wohnen, damit sie dich nicht veranlassen, gegen mich zu sündigen; denn du würdest ihren Göttern dienen; denn es würde dir zum Fallstrick sein» (2. Mose 23,32.33; vgl. 2. Mose 34,12-14; Richter 2,3).

6. «Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage» (1. Korinther 10,15)

Der Apostel spricht zu den Korinthern als zu Verständigen, das heisst als zu solchen, die von sich behaupten, urteilsfähig zu sein. Als solche mussten sie die Vorbilder aus dem Alten Testament, die in den ersten 13 Versen von 1. Korinther 10 zitiert werden, zu Herzen genommen haben. Paulus spricht nicht mit apostolischer Autorität zu den Korinthern, sondern redet wie ein Vater zu seinen geliebten Kindern, denen er ein richtiges Urteil zutraut.

Sollten wir nicht alle den aufrichtigen Wunsch haben, Verständige zu werden? Dazu können wir aber nur gelangen, wenn das aufrichtige Verlangen da ist, auf Gottes Wort zu hören, sowie die Bereitschaft, sich darunter zu beugen.

7. «Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?» (1. Korinther 10,16)

Der Apostel führt hier, entgegen der historischen Reihenfolge, zuerst den Kelch an. Wie wir bereits am Anfang dieser Lektion festgestellt haben, geht es beim Tisch des Herrn um «Gemeinschaft». Um in den Genuss wahrer christlicher Gemeinschaft kommen zu können, muss man durch das Blut des Christus rein gewaschen sein.

Es handelt sich um einen «Kelch der Segnung». Der bittere Kelch der Leiden, den unser Herr bis zur Neige auskosten musste, ist für uns ein Kelch der Segnung geworden. Dieser Kelch weist symbolisch auf die Segnungen hin, die uns aufgrund des vergossenen Blutes des Herrn Jesus zuteilgeworden sind und auf die Freude, die damit für uns verbunden ist. Der Wein ist in der Schrift auch ein Symbol für die Freude.

Es ist «der Kelch der Segnung, den wir segnen» oder, wie es auch übersetzt werden kann: «für den wir danksagen». Selbstverständlich danksagen wir nicht einfach für den materiellen Becher, aus dem wir trinken, denn dieser ist einfach ein Stück Materie. Der Kelch der Segnung ist ein sinnbildlicher Ausdruck für die Segnungen, die uns aufgrund des vergossenen Blutes Christi geschenkt sind. Es sind alle Segnungen, die sich auf Christi Blut gründen, darunter auch die Segnungen des neuen Bundes. (Wir verweisen auf die Ausführungen über den neuen Bund in der vorangehenden Lektion). Und für alle diese Segnungen danken wir dem Herrn und loben und preisen Ihn.

8. «… Gemeinschaft des Blutes des Christus … Gemeinschaft des Leibes des Christus …»

Das griechische Wort «koinia», das hier mit «Gemeinschaft» wiedergegeben wird, meint etwas, das man gemeinsam besitzt, woran man zusammen Anteil hat. Gemeinschaft haben heisst also gemeinsam an etwas teilhaben. Aus dem Kelch zu trinken und von dem Brot zu essen ist nicht einfach eine Formsache, sondern ist der sichtbare Ausdruck der Gemeinschaft oder Einsmachung mit dem Blut, das der Herr für uns vergossen hat, und mit seinem Leib, den Er am Kreuz für uns hingegeben hat. Das Blut, vom Leib getrennt, bedeutet den Tod. Wir haben Anteil an seinem Tod mit all seinen herrlichen Ergebnissen. Nicht nur jeder einzelne, der an der Handlung des Brotbrechens teilnimmt, hat Anteil daran, sondern es ist ein gemeinsames Teilhaben.

Dieses eine Brot beim Mahl des Herrn ist, wie wir in der 9. Lektion bereits gesehen haben, ein Symbol des Leibes unseres Herrn, den Er am Kreuz von Golgatha für uns hingegeben hat. Auch im Johannes-Evangelium, Kapitel 6, ist von einem Brot die Rede. Doch wenn wir die Stellen in 1. Korinther 10 und die in Johannes 6 miteinander vergleichen, müssen wir auf den bedeutsamen Unterschied in den Belehrungen dieser beiden Stellen hinweisen. In Johannes 6 nennt sich der Herr selbst das Brot. Er kam vom Himmel herab als das «wahrhaftige Brot» (Johannes 6,32). Im Johannes-Evangelium ist die Rede vom Essen dieses Brotes. Dort geht es darum, den gestorbenen Christus im Glauben anzunehmen und so ewiges Leben zu bekommen und sich dann weiter von Ihm zu ernähren. Es ist ein geistliches sich Nähren von der Person des Herrn Jesus, der am Kreuz für uns gestorben ist. Der Herr Jesus selbst ist das Brot des Lebens, und wer zu Ihm kommt und Ihn im Glauben annimmt und sich weiter von Ihm nährt, wird nicht mehr hungern oder dürsten.

Hier in 1. Korinther 10 geht es um ein natürliches Essen und Trinken von dem, was ein Symbol des für uns gestorbenen Herrn ist. Dabei wird dem, der isst und trinkt, im Gegensatz zu Johannes 6, nicht das ewige Leben verheissen, sondern der Besitz dieses Lebens vorausgesetzt. Genauso wie wir beim Trinken aus dem Kelch zum Ausdruck bringen, dass wir Anteil haben am vergossenen Blut unseres gestorbenen Herrn und somit an all den Segnungen, die das Ergebnis seines Sterbens am Kreuz sind, verhält es sich beim Essen von dem Brot. Der Herr Jesus hat seinen heiligen, reinen Leib für uns am Kreuz hingegeben und damit die Grundlage gelegt für die Gemeinschaft, die wir mit einem für uns gestorbenen, nun aber lebenden Christus haben dürfen. Wir bezeugen auch unser herrliches Vorrecht, nicht nur gegenwärtig, sondern ewig mit diesem Christus eins zu sein und als seine «Miterben» einmal alles mit Ihm teilen zu dürfen (Römer 8,17).

9. «Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot» (1. Korinther 10,17)

Obwohl im 17. Vers eine Verbindung zum Schluss des 16. Verses besteht, führt der Apostel einen neuen Gedanken ein. Wenn wir beim Brotbrechen von dem einen Brot essen, bringen wir damit zum Ausdruck, dass wir zusammen mit allen Erlösten den einen (geistlichen) Leib des Christus bilden, wovon Er das verherrlichte Haupt ist. Das gleiche Brot, das in Vers 16 vom wirklichen Leib des Herrn Jesus spricht, den Er am Kreuz für uns hingegeben hat, stellt in Vers 17 den aus allen Gläubigen bestehenden Leib des Christus auf der Erde dar.

Wenn der Apostel, indem er sich mit einschliesst, von «wir, die vielen» und von «wir alle» spricht, meint er die Gesamtheit aller auf der Erde lebenden Gläubigen. Den gleichen Gedanken finden wir auch in 1. Korinther 12,13 und Römer 12,5. Wenn Paulus jedoch Zahlwort und Artikel vor «Leib» weglässt, wie zum Beispiel in 1. Korinther 12,27 und sagt: «Ihr aber seid Christi Leib», meint er damit den örtlichen Ausdruck des Leibes Christi in Korinth. Die Korinther waren eben nicht der Leib Christi, sondern lediglich dessen Ausdruck oder Abbild am Ort.

Dieses eine Brot ist das Symbol von dem einen Leib. Der Leib des Christus auf der Erde ist eine Einheit, die seit Pfingsten immer bestanden hat und auch heute noch besteht. Es ist eine völlig irrige Meinung, wenn man glaubt, man müsse sich bemühen, diese Einheit herzustellen oder zu bewahren. Der Leib ist ein unteilbares Ganzes! Was wir bewahren müssen, ist die «Einheit des Geistes in dem Band des Friedens» (Epheser 4,3). Leider sind die Gläubigen heute in unzählige Parteiungen zerteilt. Dadurch ist das Zeugnis davon, dass alle Gläubigen diesen einen Leib bilden, weitgehend zerstört. Die Kirche bietet nach aussen hin ein furchtbares Zerrbild. Den Keim davon finden wir bereits zu Lebzeiten der Apostel. Deswegen musste der Apostel Paulus die Korinther mit den Worten rügen: «Ich sage aber dieses, dass jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber des Christus» (1. Korinther 1,12). Jedes Annehmen einer Benennung wird durch die Wahrheit von dem einen Leib verurteilt, denn es gibt nur einen Leib, und wenn wir zusammen das Brot brechen, bekennen wir dies. Deswegen sollten wir uns keine besondere religiöse Benennung zulegen, die uns von anderen Kindern Gottes unterscheidet. Wie schön wäre es, wenn es keine Protestanten und Katholiken, keine Methodisten und Baptisten usw. geben würde, sondern nur Brüder und Schwestern in Christus, Kinder Gottes oder, wie die Gläubigen in Antiochien genannt wurden: Christen.

10. «Seht auf Israel nach dem Fleisch. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar?» (1. Korinther 10,18)

Die Teilnahme am Tisch des Herrn drückt Gemeinschaft aus. Der Apostel weist auf das Beispiel der Israeliten hin. Die Israeliten bekundeten, wenn sie von den Schlachtopfern auf dem israelitischen Altar assen, ihre Gemeinschaft mit dem israelitischen System des Gottesdienstes, wie die Heiden, wenn sie von den Schlachtopfern auf den heidnischen Altären assen, ihre Gemeinschaft mit dem heidnischen Kultsystem bekundeten. Diese Schriftstelle vermittelt uns einen für alle Zeiten wichtigen Grundsatz: Unser Teilnehmen an einer Sache drückt Identifikation mit ihr, Einsmachung oder Gemeinschaft aus. Unser Teilnehmen an einem religiösen Tisch sieht Gott als Identifikation, als Gemeinschaft mit den dort herrschenden Grundsätzen oder dem dort zugrunde liegendem System an, seien diese gut oder böse. Wir können also durch unser Teilnehmen an einer Sache in Gemeinschaft mit etwas Bösem kommen, das wir selbst gar nicht ausüben. Man versucht sich vielleicht damit zu entschuldigen, das Herz sei ja dabei gar nicht beteiligt. Doch das tut diesem wichtigen Grundsatz keinen Abbruch. Der Herr möge uns helfen, hinter die Fassade zu blicken, zu erkennen, welche Systeme und Mächte sich hinter den religiösen Erscheinungsformen und Tätigkeiten auch auf christlichem Gebiet verbergen.

11. «Was sage ich nun? Dass ein Götzenopfer etwas sei, oder dass ein Götzenbild etwas sei? Sondern dass das, was die Nationen opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen» (1. Korinther 10,19.20)

Die Korinther wussten, «dass ein Götzenbild nichts ist in der Welt, und dass kein Gott ist als nur einer» (1. Korinther 8,4). Darin hatten sie völlig Recht. Aber sie meinten, dass ihnen dieses Wissen die Freiheit gebe, mit dem Essen von Götzenopfern freizügig umzugehen. Wenn schon ein Götzenbild nichts ist, warum konnten sie denn nicht das Fleisch von Tieren essen, das solch einem Götzenbild geopfert worden war? War es nicht Fleisch wie alles andere? Sie gingen sogar noch einen entscheidenden Schritt weiter und lagen zu Tisch im Götzentempel, um dort von den Götzenopfern zu essen. Hatten sie nicht die Freiheit, das zu tun, da sie um die Nichtigkeit des ganzen Götzendienstes wussten? Aber war die Sache wirklich so einfach?

Der Apostel zeigt, dass sie das nicht war. Als erstes macht er ihnen deutlich, dass allein die Sorge um ihre schwächeren Brüder, die in der Erkenntnis noch nicht genügend gewachsen waren, sie von ihrem Verhalten hätte abhalten sollen (1. Korinther 8,9-11). Hier wird ein Grundsatz aufgezeigt, der auch für uns heute von grosser Bedeutung ist. Aber dann stellt der Apostel den Korinthern die folgenschwere Tatsache vor, dass hinter den Götzen Dämonen stehen, die Feinde Gottes und der Menschen sind. Das finden wir schon im Alten Testament bestätigt, wo gesagt wird: «Sie opferten den Dämonen, die nicht Gott sind, Göttern, die sie nicht kannten» (5. Mose 32,17). Die Anbetung, die allein Gott gebührt, nahmen die Dämonen für sich in Anspruch. Es ist also wichtig, wie wir schon weiter oben betont haben, hinter den sichtbaren Dingen die unsichtbaren Systeme und Mächte zu erkennen, die jene tragen und stützen. Teilnahme bedeutet für Gott Gemeinschaft, sich Einsmachen.

12. «Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen-Tisches. Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht?» (1. Korinther 10,21.22)

Diese Stelle unterstreicht noch einmal die ernste Warnung an die Christen in Korinth, den Götzendienst zu fliehen und jede Teilnahme an götzendienerischen Festen der Heiden zu meiden. Der christliche Gottesdienst und der Götzenkult sind in ihrem Charakter so verschieden, dass sie in nichts übereinstimmen können. «Welchen Zusammenhang hat der Tempel Gottes mit Götzenbildern?» (2. Korinther 6,16). Gemeinschaft mit dem einen zerstört die Gemeinschaft mit dem anderen. Wir können nicht zwei Herren dienen! 2. Korinther 6,14-16 verdeutlicht das:

«Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen, und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige.»

Wir möchten darum noch einmal den Nachdruck darauf legen: Eine bewusst und freiwillig eingegangene Verbindung mit etwas Bösem führt zu einer geistlichen Verunreinigung, auch wenn man es nicht wahrnimmt, selbst dann, wenn man das Böse in seinem Herzen ablehnt.

1. Wir haben festgestellt, dass das «Brotbrechen», das sogenannte Abendmahl zwei verschiedene Seiten hat. Beschreiben Sie kurz die Unterschiede.

  1. Mahl des Herrn: ______________________________
  2. Tisch des Herrn: ______________________________

2. Erklären Sie die Bedeutung des Begriffs «Tisch des Herrn».

3. Warum hat Jesus zu seinen Lebzeiten nie über seinen Tisch gesprochen?

4. Die Geschehnisse in der Wüste, wie sie in 1. Korinther 10,1-13 aufgezeichnet sind, haben auch uns etwas zu sagen. Wovor werden wir dadurch gewarnt?

5. Was kann man unter Götzendienst alles verstehen?

6. In unserem Leben kann es auch Dinge geben, die Richtung Götzendienst gehen. Nennen Sie ein paar Beispiele.

7. Was müssen wir unternehmen, um zu vermehrtem geistlichem Verständnis zu gelangen?

8. Was für eine symbolische Bedeutung hat der Kelch des Abendmahls?

9. Was verstehen wir unter «Gemeinschaft des Blutes des Christus»?

10. Wovon spricht das Brot in 1. Korinther 10,16?

11. In Vers 17 führt der Apostel in Verbindung mit dem Brot einen neuen Gedanken ein. Welche Bedeutung hat das Brot in diesem Vers?

12. Paulus weist in Vers 18 auf den alttestamentlichen Gottesdienst hin. Welcher auch für uns wichtige Grundsatz, der für alle Zeiten Gültigkeit hat, wird uns dadurch vermittelt?

13. Es existieren heute auf christlichem Gebiet zahlreiche «Tische», die aufgrund verkehrter Grundsätze oder gar falscher oder böser Lehre errichtet worden sind. Können wir mit gutem Gewissen daran teilnehmen, indem wir uns damit entschuldigen, dass wir das innerlich nicht gutheissen?

14. Was ist ein «Dämonen-Tisch»?

15. Wohl ist grundsätzlich jeder von neuem geborene Christ «des Tisches des Herrn teilhaftig». Und doch gibt es, wenn es um die Zulassung zum Brotbrechen geht, einige Voraussetzungen. Was sind das für Voraussetzungen?

16. Warum mussten am Anfang des christlichen Zeugnisses, also zu Lebzeiten der Apostel, die Gläubigen nicht wie heute auf die Echtheit ihres Glaubens und die Reinheit in Wandel und Lehre geprüft werden?

17. Als Paulus nach seiner Bekehrung das erste Mal nach Jerusalem kam, fürchteten sich die Gläubigen vor ihm. Das Zeugnisses von Barnabas war nötig, damit er in der Versammlung aufgenommen werden konnte. Kann man, wenn jemand in die praktische Gemeinschaft einer örtlichen Versammlung aufgenommen werden möchte, allein auf sein eigenes Zeugnis abstellen?

18. Was gaben die Christen von Ephesus Apollos mit, als er nach Achaja reiste, wo man ihn nicht kannte? (Apostelgeschichte 18,27)

19. Worauf muss man achten, wenn das Bekenntnis von jemand auf seine Echtheit geprüft werden muss?

20. Welches ist die allererste Voraussetzung, um überhaupt am Brotbrechen teilnehmen zu können?

21. Darf die Grösse des Verständnisses oder der Erkenntnis Massstab zur Zulassung sein?

22. Wann vor allem ist eine gewisse Bewährungszeit notwendig?

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Beilage

Gedanken über die Zulassung zum Brotbrechen

Grundsätzlich ist jedes Kind Gottes «des Tisches des Herrn teilhaftig», aber Voraussetzung ist, dass jemand nicht unter Gemeindezucht steht, dass sein Wandel und seine Verbindungen rein sind und dass er an keiner bösen Lehre festhält.

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