8. Die Zusammenkünfte der Versammlung

I. Einleitung

Wie wir bereits in früheren Lektionen gesehen haben, gibt es universell gesehen nur eine Versammlung oder Gemeinde, die alle Erlösten auf der ganzen Erde umschliesst. Aber auch örtlich gesehen gibt es nicht mehrere Versammlungen; es gibt nur eine örtliche Versammlung, die aus allen Erlösten am betreffenden Ort besteht.

Auch gibt es nur einen von Gott anerkannten Mittelpunkt des Zusammenkommens, unseren Herrn Jesus Christus. Es gibt nach den Gedanken Gottes nur eine Art und Weise sich zu versammeln: als Glieder am Leib des Christus.

Versammeln sich Gläubige auf einer anderen Grundlage als auf der der Heiligen Schrift, z.B. gestützt auf einen Führer, eine besondere Lehre, eine menschliche Tradition, eine besondere Benennung usw., können sie niemals Zeugnis geben von der Versammlung als dem einen Leib, von dem der Herr Jesus das verherrlichte Haupt ist.

Leider ist das Zeugnis von diesem einen Leib äusserst schwach und mangelhaft geworden. Das ändert nichts an der Tatsache, dass dieser eine Leib besteht und nicht angetastet werden kann! In der ersten Lektion dieses Kurses haben wir uns ziemlich eingehend mit der Versammlung oder Gemeinde als Leib Christi befasst.

Es kann vorkommen, dass ein Gläubiger infolge zwingender Umstände eine Zeitlang isoliert dasteht, weil ihm in der Gegend, wo er sich aufhält, die Gelegenheit fehlt, sich auf der Grundlage der Heiligen Schrift mit anderen Gläubigen zu versammeln. Ein solcher sollte es sich zur Aufgabe machen, andere Menschen zum Herrn zu führen. Schenkt Gott Gnade, dass sich einige bekehren, hat er die Möglichkeit, sie über die Grundsätze des Zusammenkommens zu belehren. Sind einige dieser gläubig gewordenen gewillt, sich in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes zu versammeln, kann der Herr Gnade schenken, dass dort früher oder später ein örtliches Zusammenkommen entsteht.

Umgekehrt könnten die Gläubigen an einem Ort so zahlreich sein, dass unmöglich alle in einem Versammlungsraum Platz finden können. In einem solchen Fall wäre es durchaus angebracht, wenn sich – zum Beispiel in einer grösseren Stadt – die Geschwister in verschiedenen Stadtteilen als kleinere Gruppen versammeln würden. Allerdings müssten die dadurch entstandenen verschiedenen Gemeinden sich gegenseitig anerkennen. Das betrifft vor allem die Beschlüsse der einzelnen Versammlungen, wie zum Beispiel Zulassungen zum Tisch des Herrn und Zuchthandlungen. Das Festhalten an den unverrückbaren Grundsätzen des Wortes Gottes müsste das gemeinsame Kennzeichen dieser verschiedenen Gruppen sein.

Aber lasst uns das eine nicht vergessen: Die örtliche Versammlung, so wie Gott sie sieht, besteht aus sämtlichen Erlösten in der betreffenden Ortschaft, auch wenn sich diese an verschiedenen Orten versammeln!

II. Das Zusammenkommen als Versammlung

(1. Korinther 11,18; Matthäus 18,15-20)

Man kann sich in der Familie oder im Freundeskreis treffen, um das Wort zu lesen und zu betrachten, um zu beten oder geistliche Lieder zu singen, auch um Kinder oder Jugendliche im Wort Gottes zu unterweisen – das alles, so wertvoll und gesegnet es sein mag – kann nicht als «Zusammenkommen als Versammlung» angesehen werden.

Beim Zusammenkommen als Versammlung handelt es sich, um es kurz zu sagen, um das sich Versammeln der Heiligen – Brüder und Schwestern – im Namen Jesu nach Matthäus 18,20: «Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen (oder zu meinen Namen hin), da bin ich in ihrer Mitte.»

Es ist betrüblich, dass diese kostbare Wahrheit so wenig verstanden und verwirklicht und so leicht wieder preisgegeben wird. Das ist eine der Hauptursachen des Verfalls in der Christenheit.

Es können also verschiedene spezielle Zusammenkünfte nicht als «Zusammenkommen als Versammlung» betrachtet werden. Bei einem speziell angekündigten Vortrag über einen vorher festgelegten besonderen Gegenstand oder bei einer Evangelisation trägt der redende Bruder persönlich die Verantwortung. Auch bei Konferenzen bestimmen die Brüder vorher den zu betrachtenden Gegenstand.

Ganz anders verhält es sich bei einem «Zusammenkommen als Versammlung», sei es zum Gottesdienst, zur Wortbetrachtung oder zum Gebet. Der Herr Jesus hat da seine persönliche Gegenwart verheissen, und als das Haupt der Seinen hat Er da allein das Sagen. Er allein leitet jeglichen Dienst, wie es jeweils den so verschiedenen Bedürfnissen der Versammelten entspricht, indem Er sich den Heiligen Geist benutzt, der in seinem Auftrag eine leitende Funktion ausübt. Er allein kennt die Herzen mit den verschiedenen Bedürfnissen, Nöten und Schwierigkeiten. Auch kennt Er die Gefahren, in denen sich die eine oder andere Seele befinden mag. Er stillt den Hunger der Seelen und weiss die geistliche Speise dem Mass der Erkenntnis des Einzelnen anzupassen. Auch das Lob, den Dank und die Anbetung, die Ihm und unserem Gott und Vater gebühren, lässt Er selbst aus den Herzen der Erlösten hervorströmen zu seines Namens Preis und Ehre.

1. Wir haben uns bereits in der vorangehenden Lektion mit der Stelle Matthäus 18,20 befasst. Erklären Sie bitte kurz, was «versammelt sein im Namen Jesu» alles beinhaltet:

2. Auf welche drei Arten von Zusammenkünften weisen uns folgende Schriftstellen hin?

  1. Johannes 4,23.24: _________________________
  2. Matthäus 18,19: _________________________
  3. 1. Korinther 14,26: _________________________

III. Die Zusammenkunft zur Anbetung

Die Anbetung, der Gottesdienst, ist der erhabenste Dienst der Christen. Er entspricht dem Wunsch unseres himmlischen Vaters, der Anbeter sucht (Johannes 4,23).

Das Motiv des Gottesdienstes ist nicht nur die Dankbarkeit, die wir gegen Gott und den Herrn Jesus empfinden für das, was für uns getan wurde. Der Gottesdienst erhebt sich auch zur Anbetung dessen, was Gott in sich selbst ist. Er rühmt auch, was der Herr Jesus in sich selbst ist, seinen Gehorsam gegen Gott, wie Er Ihn während seines ganzen Erdendaseins verherrlicht hat. Aber auch sein Erlösungswerk für uns ist Gegenstand der Anbetung. Man wird sogar noch darüber hinausgehen bis zur ewigen Liebe des Vaters zum Sohn und des Sohnes zum Vater.

Wir müssen Gott «in Geist und Wahrheit» anbeten. Petrus spricht von «geistlichen Schlachtopfern» (1. Petrus 2,4.5), und in Hebräer 13,15 lesen wir von der «Frucht der Lippen», die seinen Namen bekennen.[1]

Man kommt nicht zum Gottesdienst, um einen Segen oder Kraft zu empfangen, erst recht nicht, um Sündenvergebung zu finden, sondern weil man das empfangen hat, gebührt es sich, seine Dankbarkeit dafür auszudrücken. Das will allerdings nicht heissen, dass man nach dem Gottesdienst nicht reich gesegnet nach Hause gehen kann, aber das Empfangen des Segens soll nicht der Beweggrund unseres Ganges zum Gottesdienst sein.

Anbetungslieder, verlesene Schriftstellen und Dankgebete nehmen im Gottesdienst einen wichtigen Platz ein, aber der eigentliche Mittelpunkt, der Höhepunkt ist das Mahl des Herrn. Angesichts der Zeichen, die der Herr uns hinterlassen hat – das Brot und den Kelch – denken wir an Ihn und verkündigen seinen Tod, geben aber auch, indem wir von dem einen Brot essen, sichtbar Ausdruck davon, dass alle Erlösten Glieder des einen Leibes sind.

Wenn der Gottesdienst wirklich durch den Geist geleitet wird, herrscht Einmütigkeit, und er wird einen ganz bestimmten Verlauf nehmen, sei es, um die Liebe des Vaters oder das Lamm Gottes für sein Opfer zu preisen, oder um an den freien Zugang ins Allerheiligste, in die unmittelbare Gegenwart Gottes, zu denken usw.

Alle Gläubigen sind Priester; es ist darum höchst wünschenswert, dass das Lob und die Anbetung von verschiedenen Brüdern ausgesprochen werden und nicht einzelnen vorbehalten bleiben.

Es gibt auf der Erde keine kostbarere Stunde, keinen erhabeneren Dienst, als wenn man dem Wunsch des Vaters entspricht, der Anbeter sucht, und dem Wunsch des Herrn Jesus, der uns bittet, angesichts des Brotes und des Kelches an Ihn zu denken, bis er wiederkommt!

3. Was sucht Gott, unser Vater? (Johannes 4,23.24)

4. Was bezweckt Gott damit, dass Er die Gläubigen zu einer «heiligen Priesterschaft» gemacht hat? (1. Petrus 2,5)

5. Was wird unsere bleibende Beschäftigung im Himmel sein? (Offenbarung 5)

6. Von wem wird der Lobpreis Gottes in der Versammlung gewirkt? (Hebräer 2,7-12, vor allem Vers 12; vergleiche auch Psalm 22,23.)

IV. Die Zusammenkunft zum Gebet

Bei der Anbetung ist es das Lob, das zu Gott emporsteigt; hier sind es die Bitten, die zu Gott empor gesandt werden. «Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgendeine Sache, welche sie auch erbitten mögen, so wird sie ihnen zuteilwerden von meinem Vater, der in den Himmeln ist» (Matthäus 18,19). Diese Verheissung ist begründet in der Zusage, die der Herr im nachfolgenden 20. Vers gegeben hat: «Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.» Sollte uns das nicht ein Ansporn sein, die Zusammenkünfte zum Gebet regelmässig zu besuchen?

Die Gebetsgegenstände umfassen ein weites Gebiet: Fürbitte für alle Menschen, besonders für die Mitgläubigen; für die, die in Hoheit sind (1. Timotheus 2,1.2); für die Förderung des Evangeliums; für die Kranken; für die Notleidenden; für die um des Glaubens willen Verfolgten usw. Jene Gebetsgegenstände, die die persönlichen Bedürfnisse betreffen, sollten eher im persönlichen Gebet vor den Herrn gebracht werden, abgesehen von ganz speziellen Fällen.

7. Was setzt Gott in Matthäus 18,19 bei einem Gebet der Versammlung voraus?

8. In Apostelgeschichte 12 wird eine Gebetsversammlung erwähnt. In welchem Vers lesen wir davon?

9. Was war der Gebetsgegenstand?

10. Was drang täglich auf den Apostel Paulus ein? (2. Korinther 11,28)

11. Ist das, hauptsächlich in unseren Tagen des Niedergangs, nicht auch ein wichtiger Gegenstand für die Gebetsversammlungen? Was denken Sie darüber?

12. Wofür rang Epaphras in seinen Gebeten? (Kolosser 4,12)

Auch dieser Gebetsgegenstand passt nicht nur zum Gebet im stillen Kämmerlein, sondern kann und soll auch in der Gebetsversammlung vor den Herrn gebracht werden. Das persönliche Gebet und die persönliche Pflege einer innigen Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und unserem Gott und Vater sind notwendige Voraussetzungen für eine fruchtbare Gebetsversammlung.

Auch sollte jeder Bruder, der öffentlich ein Gebet spricht, darauf achten, dass die Bitte klar formuliert ist und deutlich ausgesprochen wird, damit alle anwesenden Geschwister den ganzen Wortlaut verstehen können, so dass sie das Gebet mit ihrem «Amen» (das heisst: «so sei es») bestätigen können.

V. Die Zusammenkunft zur Erbauung

Eine Beschreibung einer solchen Zusammenkunft finden wir in 1. Korinther 14. Die Versammlung ist zusammen, und der Herr gibt durch den einen oder den anderen einen Psalm, eine Lehre usw. Es handelt sich da nicht speziell um die Ausübung von Gaben, obwohl das auch der Fall sein kann. Jeder Bruder kann das Werkzeug sein, das der Herr durch die Leitung des Geistes gebrauchen möchte.

Alles soll «zur Erbauung» dienen: das Vorlesen des Wortes (1. Timotheus 4,13), ein ermahnendes, tröstendes oder belehrendes Wort, das Vorschlagen eines Liedes usw. Die versammelten Geschwister sollen ausreichend geistliche Nahrung empfangen, die zum Wachstum im Glauben und in der Erkenntnis beiträgt.

Auch möchten wir daran erinnern, dass der, der in der Versammlung redet, «als Aussprüche Gottes» reden soll (1. Petrus 4,11). Das legt dem Redenden und den Hörenden eine grosse Verantwortung auf.

13. Welches sind die drei wichtigen Dinge, die den Versammelten in einer solchen Zusammenkunft zuteilwerden sollen? (1. Korinther 14,3)

  1. _________________________
  2. _________________________
  3. _________________________

14. Welches ist die «goldene Regel», die einer solchen Zusammenkunft das Gepräge geben soll? (1. Korinther 14,26)

15. Was für drei wichtige Charakterzüge sollen eine Zusammenkunft zur Erbauung kennzeichnen? (1. Korinther 14,33.40)

  1. _________________________
  2. _________________________
  3. _________________________

16. Wie soll sich eine Frau in einer Zusammenkunft als Versammlung verhalten? (1. Korinther 14,34.35)

17. Ist es einer Frau generell verboten zu lehren? Versuchen Sie anhand der folgenden Schriftstellen den Bereich und die Art der Tätigkeit einer christlichen Frau näher zu bezeichnen. (Titus 2,3-5; Apostelgeschichte 18,26; 1. Korinther 11,5; vgl. auch Sprüche 1,8 und 31,1.)

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[1] Wer sich eingehend mit der Frage der Anbetung auseinandersetzen möchte, dem sei der Kurs «Anbetung» empfohlen.

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