Welche Bedeutung hat das Gesetz für Christen?

Paulus zeigt in Römer 4, dass kein Mensch aufgrund von Gesetzeswerken gerechtfertigt werden kann, sondern nur durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus. In Kapitel 6 lernen wir, dass Glaubende gar nicht mehr unter dem Gesetz stehen. Für einen Juden war es unglaublich schwierig, das zu verstehen, denn das Gesetz war ihnen von Gott gegeben worden. Auch Christen haben manchmal Probleme damit. Sie wissen zwar, dass sie durch Gesetzeswerke nicht gerechtfertigt werden können, aber sie sind trotzdem nicht losgelöst vom Gesetz. Sie betrachten dieses weiterhin als ihre Lebensregel. Auf diese Weise bringen sie sich selbst wieder unter Gesetz.

Wir wollen uns deshalb mit ein paar allgemeinen Fragen befassen, die das Gesetz betreffen.

Adam stand im Garten Eden unter einem Gebot. Deshalb hatte seine Sünde den Charakter einer Übertretung. Nach dem Sündenfall aber stand die Menschheit nicht mehr unter einem Gebot. Trotzdem sündigten die Menschen, deshalb «herrschte der Tod von Adam bis auf Mose.» Während dieser Zeit hatten die Sünden, die die Menschen begingen, nicht den gleich schwerwiegenden Charakter wie die Sünde Adams.

Aus einer Reihe von Aussagen des Römer- und Galaterbriefs geht klar hervor, dass nicht immer ein Gesetzesverhältnis zwischen Gott und dem Menschen bestand. So lesen wir in Römer 5,20: «Das Gesetz aber kam daneben ein.» Es war also nicht immer vorhanden. Galater 3,17 sagt aus, dass das Gesetz dem Volk Israel 430 Jahre nach dem Bund mit Abraham gegeben wurde. Und Vers 19 desselben Kapitels sagt, dass das Gesetz hinzugefügt wurde.

Das Gesetz wurde auf dem Berg Sinai von Gott durch Mose gegeben, aber es wurden nicht alle Menschen darunter gestellt, sondern nur das Volk Israel. So lesen wir in Römer 2,12 von Menschen, die «ohne Gesetz gesündigt haben», und von Menschen, die «unter Gesetz gesündigt haben.» Von den Nationen (Heiden) sagt Römer 2,14, dass sie «kein Gesetz haben.» Und in Römer 9,4 lesen wir von Israel: «… deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung …» Das wird in 1. Korinther 9,20-21 bestätigt.

Dass die Zuteilung des Gesetzes zeitlich begrenzt war, sehen wir ganz deutlich in Galater 3. In Vers 19 steht nicht nur, dass das Gesetz «hinzugefügt» wurde, sondern auch, dass es gegeben wurde, «bis der Nachkomme käme, dem die Verheissung gemacht war.» Dieser Nachkomme, Christus, ist unterdessen gekommen, und das Gesetz hat als Lebensregel hat ein Ende gefunden. Auch die Aufgabe, die das Gesetz gemäss Vers 24 hatte, war zeitgebunden. Das Gesetz war nämlich ein «Erzieher auf Christus hin.» «Da aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter einem Erzieher» (Galater 3,25).

Nun könnte jemand einwenden: «Wir sind zwar wir nicht mehr unter dem Gesetz im Sklavendienst, aber wir sind es dem Herrn aus Dankbarkeit schuldig, uns dem Gesetz zu unterwerfen.» Das kann wohl gut gemeint sein, aber das Gesetz sagt nicht: «Tu dies aus Dankbarkeit für das, was Gott an dir getan hat», sondern: «Tu dies, und du wirst leben!» Und wenn jemand nicht «tut», ja sogar nur in einem Gebot strauchelt, dann ist er «aller Gebote schuldig geworden» (Jakobus 2,10).

Die Wirkung, die das Gesetz hat, macht ebenfalls deutlich, dass es nicht eine Lebensnorm sein kann, der sich der Gläubige aus Dankbarkeit unterwirft:

  • Römer 4,15: «Denn das Gesetz bewirkt Zorn»
  • Römer 5,20: «Das Gesetz aber kam daneben ein, damit die Übertretung überströmend würde»
  • Römer 7,5: «… die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind …»

Der Name, der in 2. Korinther 3,7 dem Gesetz gegeben wird, verdeutlicht das oben Gesagte noch. Dort ist die Rede von dem «Dienst des Todes».

Wie könnte man mit einer Vorschrift, die zum Tod und ins Gericht führt, Gott seine Dankbarkeit ausdrücken? Unmöglich!

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